Im Jahr 2024 erlebte Deutschland einen bemerkenswerten Rückgang des Arbeitsvolumens, was eine Trendwende seit 2020 darstellt. Laut Merkur ging das Arbeitszeitvolumen aller Beschäftigten um 0,1 Prozent auf 61,37 Milliarden Stunden zurück. Diese Entwicklung geschah trotz eines Anstiegs der Erwerbstätigenzahl um 71.000 auf insgesamt 42,31 Millionen.

Der Anstieg der Erwerbstätigen ist vor allem auf eine Zunahme der Teilzeitbeschäftigten zurückzuführen, die um 1,2 Prozent wuchs, während die Zahl der Vollzeitbeschäftigten um 0,2 Prozent auf 25,58 Millionen sank. Die Teilzeitquote liegt jetzt bei 39,5 Prozent, was eine Steigerung um 0,3 Prozentpunkte im Vergleich zu 2023 darstellt. Die Zahl der Selbstständigen verringerte sich hingegen um 1,9 Prozent auf 3,77 Millionen.

Durchschnittliche Arbeitszeiten im Rückblick

Im Durchschnitt arbeitete jeder Erwerbstätige 1.332 Stunden im Jahr 2024, was 3,5 Stunden weniger ist als im Vorjahr. Der Rückgang der Überstunden fiel ebenfalls auf, mit durchschnittlich 13,1 bezahlten und 15,1 unbezahlten Überstunden—beides sind Rückgänge im Vergleich zu den Zahlen von 2023. Diese Entwicklung steht im Kontext der generellen Beobachtungen zur Arbeitszeit in Deutschland, die bereits seit mehreren Jahren eine Tendenz zur Reduzierung zeigt.

Wie die Bundeszentrale für politische Bildung feststellt, arbeiteten Erwerbstätige in Deutschland im Jahr 2019 durchschnittlich 1.383 Stunden pro Jahr. Vollzeitbeschäftigte lagen damals bei 1.639 Stunden, während Teilzeitbeschäftigte im Schnitt 766 Stunden pro Jahr arbeiteten. Seit 1970 sind die Arbeitsstunden in Deutschland in den meisten Jahren gesunken, was von strukturellen Veränderungen und der Ausweitung von Teilzeitjobs begleitet wurde.

Ein Blick auf die Qualität der Arbeit

Die Arbeitszeit ist nicht nur eine Kennzahl, sondern auch ein wichtiger Indikator für die Qualität der Arbeit, wie die Statistisches Bundesamt anmerkt. 2023 betrug die gewöhnliche Wochenarbeitszeit aller Erwerbstätigen in Deutschland 34,3 Stunden. Für Vollzeitbeschäftigte lag die durchschnittliche Wochenarbeitszeit bei 40,2 Stunden, während Teilzeitbeschäftigte durchschnittlich nur 20,8 Stunden pro Woche arbeiteten. Diese Zahlen zeigen, dass nur 14 Prozent der Erwerbstätigen Teilzeit arbeiten, sich der Anteil aber von 14 Prozent im Jahr 1991 auf 30,2 Prozent im Jahr 2023 stark erhöht hat.

Im europäischen Vergleich war die Arbeitszeit in Deutschland 2023 mit 34,4 Stunden pro Woche unter dem Durchschnitt von 36,9 Stunden für die EU-27. Diese Differenz wird teilweise durch den hohen Anteil der Teilzeitbeschäftigten in Deutschland beeinflusst, der die durchschnittlichen Arbeitszeiten drückt. Die kontinuierliche Reduzierung der Arbeitsstunden ist eine Entwicklung, die nicht nur mit Konjunkturschwankungen zusammenhängt, sondern auch tiefere strukturelle Ursachen hat, die seit Jahrzehnten bestehen.