Erste Störche sind in Deutschland auf ihren Nestern gesichtet worden, was die Brutzeit des beliebten Wasservogels signalisiert. Oda Wieding vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) in Hilpoltstein informiert, dass Störche in verschiedenen Regionen, insbesondere in Bayern, von Ehrenamtlichen beobachtet wurden. Dies geschah bereits seit Ende Januar, als die ersten Vögel in Schleswig-Holstein eintrafen. Besonders auffällig ist die frühzeitige Rückkehr, da einige Störche sogar in Deutschland überwintert haben. Kai-Michael Thomsen vom Michael-Otto-Institut des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) bestätigt, dass diese frühe Rückkehr im Westen Deutschlands keine Seltenheit mehr ist.
Der veränderte Zugzeitpunkt lässt sich nicht nur durch die milden Winter erklären. Der Klimawandel hat einen entscheidenden Einfluss auf das Zugverhalten vieler Vogelarten, einschließlich der Weißstörche. Die steigenden Temperaturen und unregelmäßigen Wetterbedingungen führen dazu, dass diese Vögel nach neuen Nahrungsgebieten suchen müssen und in vielen Fällen ihre traditionellen Migrationsrouten anpassen. So ziehen immer mehr Störche über Südeuropa statt über den Nahen Osten zu ihren Überwinterungsgebieten in Afrika, wo viele von ihnen auf Mülldeponien in Spanien Nahrung finden.
Früher Rückkehrzeitpunkt und Überwinterung
Die Meldungen von Störchen zeigen einen Trend zur verfrühten Rückkehr. In den letzten Jahren wurde beobachtet, dass viele Störche nicht mehr bis nach Afrika fliegen, sondern in wärmeren Regionen wie Spanien oder Südfrankreich überwintern. In Bayern beispielsweise halten sich rund 300 Weißstörche im Winter auf. Laut Nabu-Fachleuten sei diese Anpassung an die milderen Winter wichtig, da das Futterangebot für die Störche entscheidend für ihr Überleben ist. Kälte hat somit wenig Einfluss auf ihre Rückkehr.
Die Anzahl brütender Störche in Deutschland hat sich ebenfalls kontinuierlich erhöht. Im Jahr 2023 wurden über 12.000 Brutpaare gezählt, was einen Hinweis auf die positive Entwicklung der Art gibt. Der Rückgang an geeigneten Brutplätzen und Nahrungsquellen nach dem Zweiten Weltkrieg konnte durch nachhaltige Naturschutzmaßnahmen gegen die Rückkehr der Störche teilweise ausgeglichen werden.
Der Weg nach Afrika und seine Herausforderungen
Der Zug der Störche erfolgt anpassungsfähig an die klimatischen Bedingungen. Während ihrer Reise legen sie täglich im Durchschnitt 150 bis 300 Kilometer zurück. Fast 75 % der deutschen Weißstörche wählen dabei die östliche Route über den Bosporus, die über den Nahen Osten bis nach Südafrika führt. Diese Route erstreckt sich über 10.000 Kilometer und ist mit zahlreichen Herausforderungen verbunden, wie Kollisionen mit elektrischen Freileitungen und anderen Gefahren durch menschliche Eingriffe in die Natur. Trotz all dieser Widrigkeiten ist die Überlebensfähigkeit der Störche stark mit ihrem Zugverhalten verknüpft, das thematisch immer wieder an die Bedingungen des Klimawandels gekoppelt ist.
Insgesamt zeigt der Rückkehrzeitpunkt der Störche und deren verändertes Zugverhalten, wie flexibel und anpassungsfähig diese Tiere sind, aber auch welche Herausforderungen durch den Klimawandel und menschliche Eingriffe ihnen gegenüberstehen. Die Beobachtung und Erforschung dieser Phänomene bleibt essenziell, um geeignete Schutzmaßnahmen entwickeln und umsetzen zu können.
Für weitere Informationen zu diesem Thema können die Berichte von ZVW, NABU und Vogel und Natur herangezogen werden.