Am 4. Februar 2025 wird auf der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) das Projekt PRO*ACTIVE vorgestellt, welches die Wiedereingliederung von Patienten mit Depressionen in den Arbeitsprozess untersucht. Laut der MHH sind psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen, die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit (AU) in Deutschland. Neben der Förderung des Projekts durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit rund 4,2 Millionen Euro, wird auch auf die negativen Auswirkungen von langen AU-Zeiten hingewiesen. Diese belasten nicht nur das Sozialsystem, sondern beeinflussen auch die Genesung der Betroffenen erheblich.

Das Projekt, das im Herbst 2023 gestartet wurde, zielt darauf ab, erste Anzeichen für eine langfristige AU frühzeitig zu erkennen. Dazu werden die Schnelldiagnosen und langen Wartezeiten auf Psychotherapien in Deutschland angesprochen. Professor Dr. Kai Kahl von der MHH betont, dass lange AU-Zeiten sich negativ auf die Heilung von depressiven Patienten auswirken. Um diese Problematik zu adressieren, umfasst PRO*ACTIVE vier wichtige Schritte: Identifikation von Versicherten, proaktive Kontaktaufnahme durch Fallmanager, Screening zur Überprüfung der Diagnose und anschließende Therapie in zertifizierten Praxen.

Methodik der Studie

Das Projekt wird 250 Teilnehmer umfassen, wobei eine Gruppe die Standard-Psychotherapie erhält, während die andere eine arbeitsplatzorientierte Psychotherapie durchläuft. Diese umfasst 25 Sitzungen kognitiver Verhaltenstherapie und wird von zusätzlicher Begleitung beim Wiedereinstieg in den Beruf unterstützt. Ein innovativer Aspekt der Therapie ist, dass die Patienten selbst Kontakt mit ihrem Arbeitgeber aufnehmen, um Rückkehrbedingungen zu besprechen. Am Ende der Therapie wird der Erfolg evaluiert und mit einer Kontrollgruppe verglichen.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie zur Wiedereingliederung von psychisch Erkrankten zeigt, dass Menschen mit Depressionen, Burn-out oder Angststörungen vor besonderen Herausforderungen stehen, wenn sie ins Berufsleben zurückkehren wollen. Die Rückfallrisiken und die Problematik der stufenweisen Wiedereingliederung werden als hoch eingestuft. Laut den Ergebnissen dieser Studie waren psychische Erkrankungen im Jahr 2022 für 301 Fehltage je 100 Versicherte verantwortlich, was einen Höchststand in den letzten zehn Jahren darstellt. Insider-Interviews mit Beschäftigten und Betriebsärzten unterstreichen, dass gute zwischenmenschliche Beziehungen entscheidend für eine erfolgreiche Wiedereingliederung sind.

Internationale Leitlinien zur psychischen Gesundheit

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat unterdessen im September 2022 Leitlinien zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz veröffentlicht, wie im Bericht von PMC hervorgehoben wird. Diese Empfehlungen beinhalten Maßnahmen zur Verbesserung des psychischen Wohlergehens und zur Erleichterung der Rückkehr an den Arbeitsplatz nach psychisch bedingten Fehlzeiten. Die WHO hebt hervor, dass psychische Gesundheit eng mit der Arbeitsfähigkeit verknüpft ist und betont die Notwendigkeit von Schulungen für Führungskräfte und Arbeitnehmer zur Förderung der psychischen Gesundheitskompetenz.

Das Ziel der Leitlinien ist es, die Strategien zur psychischen Gesundheit auf nationaler und betrieblicher Ebene zu verbessern und die Teilhabe psychisch erkrankter Menschen am Arbeitsleben zu ermöglichen. Dabei werden auch organisatorische Maßnahmen zur Reduzierung psychosozialer Risikofaktoren und individuelle Strategien zur Stressbewältigung empfohlen.

In Anbetracht dieser Entwicklungen zeigt sich, dass die Integration arbeitsplatzbezogener Psychotherapie in die Regelversorgung ein wichtiges Ziel ist, um die Heilungschancen von psychisch erkrankten Beschäftigten zu verbessern und die Kosteneffizienz für Krankenkassen und das Sozialsystem zu steigern. Eine frühzeitige und strukturierte Wiedereingliederung könnte somit nicht nur den Betroffenen helfen, sondern auch langfristig positive Effekte für die Gesellschaft haben.

Für weitere Informationen zu diesen Themen, siehe die Berichte von MHH, Haufe und PMC.