Angesichts der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft ist der Wunsch vieler älterer Menschen, möglichst lange in ihrem gewohnten Umfeld zu leben, immer drängender. Unterstützung hierbei bieten vor allem Nachbarschaftshilfevereine, die praktische Hilfe leisten und Einsamkeit bekämpfen. Nach aktuellen Erhebungen eines Modellprojektes im Auftrag der hessischen Landesregierung besteht ein signifikanter Bedarf an solchen Angeboten, um den Lebensstandard der Senioren zu wahren. Dieses Projekt wurde am Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) durchgeführt und finanziell vom Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege sowie den hessischen Pflegekassen unterstützt. Die Ergebnisse belegen die Notwendigkeit, die Struktur und Organisation der Nachbarschaftshilfe zu professionalisieren, was in einem neu gegründeten Landesverband münden soll.
Die Veranstaltung an der Goethe-Universität hat diese Entwicklungen vorgestellt. Ministerin Diana Stolz hob die zentrale Rolle der Nachbarschaftshilfe für die soziale Teilhabe älterer Menschen hervor. Zudem betonte Traugott Arens, Vorstandsvorsitzender der Nachbarschaftshilfe Bad Nauheim, die Vorteile eines professionellen Aufbaus und einer stärkeren Vernetzung innerhalb dieser Organisationen. Der neugegründete Hessische Landesverband der Nachbarschaftshilfen stellt den ersten seiner Art in Deutschland dar und wird bis 2027 Professionalisierungsangebote aufbauen.
Ehrenamtliche Hilfe für Senioren
Nachbarschaftshilfe ist häufig der erste Kontaktpunkt für Senioren, die Unterstützung im Alltag benötigen. Angeboten werden vielfältige Hilfestellungen wie Hilfe bei Haushaltsarbeiten, Besorgungen oder einfach Gesellschaft. Diese Dienste werden größtenteils durch wohltätige und gemeinnützige Vereine, ambulante Pflegedienste sowie durch Diakonie- und Sozialstationen organisiert. Ehrenamtliche Mitarbeiter stehen bereit, um ältere Menschen bei ihren täglichen Aktivitäten zu unterstützen. Die Hilfen können regelmäßig oder nach Bedarf, beispielsweise für Arztbesuche und Behördengänge, in Anspruch genommen werden.
Darüber hinaus zeigt sich, dass Nachbarschaftshilfe nicht nur praktische Tätigkeiten wie Wäsche oder Gartenarbeiten umfasst, sondern auch soziale Kontakte fördert. Die Unterstützung ist darauf ausgelegt, das selbstbestimmte Wohnen in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen, auch wenn die Beweglichkeit eingeschränkt ist. Die Unterstützung durch Nachbarschaftshilfe ist oft mit einer kleinen Aufwandsentschädigung verbunden.
Soziale Teilhabe und Engagement
Die Zahlen sprechen für sich: Mehr als 4.500 Ehrenamtliche engagieren sich deutschlandweit in diesem Bereich. Die Angebote, die auch durch Organisationen wie die Malteser gepflegt werden, umfassen Gespräche und gemeinsame Aktivitäten, die darauf abzielen, älteren oder mobilitätseingeschränkten Menschen ein erfülltes Leben zu ermöglichen. Die Unterstützung soll es den Senioren nicht nur erlauben, alte Interessen wiederzuentdecken, sondern auch neue Erfahrungen zu sammeln. Dabei werden Besuche nicht nur zuhause, sondern auch in der näheren Umgebung realisiert.
Die Initiatoren des Landesverbandes und die Gründungsmitglieder wünschen sich, dass das Hessische Ministerium und die Pflegekassen die neuen Strukturen unterstützen, sodass ein weiterer Beitrag zur Verbesserung der sozialen Infrastruktur für ältere Menschen geleistet werden kann. Experten sehen die Gründung des Landesverbandes als wichtigen Schritt in eine zukunftsfähige Unterstützung für Senioren, die vor allem im Hinblick auf den bevorstehenden Generationenwechsel nötig ist.