Die Polizei hat in Aalen am vergangenen Mittwochabend eine umfassende Razzia gegen den gewerbsmäßigen Handel mit Kokain durchgeführt, bei der drei Personen festgenommen wurden. Unter den Verdächtigen befinden sich ein 21-jähriger Deutscher, ein 20-jähriger Serbe und ein 15-jähriger Kosovare. Die Festnahmen erfolgten mit Unterstützung des Spezialeinsatzkommandos Baden-Württemberg sowie eines Mobilen Einsatzkommandos. Im Rahmen der Durchsuchungen in mehreren Wohnungen in Aalen und Essingen sowie in Fahrzeugen konnten diverse Betäubungsmittel, Bargeld und eine scharfe Maschinenpistole sichergestellt werden. Auch ein 19-jähriger Deutscher, der wegen eines ausstehenden Jugendarrestes gesucht wurde, wurde in einem der Objekte aufgefunden.

Die Staatsanwaltschaft Ellwangen stellte Haftbefehle für die beiden älteren Verdächtigen aus, die anschließend einem Haftrichter vorgeführt und in Haft genommen wurden. Der 15-jährige Kosovare wurde hingegen auf freien Fuß entlassen. Der 19-jährige Deutsche wurde in eine Jugendarrestanstalt überstellt. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen dauern weiterhin an und decken die Hintergründe des Drogenhandels in der Region auf. Es wird erwartet, dass die Razzia nicht nur lokal Bedeutung hat, sondern auch in einen größeren Kontext des europäischen Drogenhandels eingeordnet werden kann.

Hintergrund des Drogenhandels in Europa

Die Razzia in Aalen findet in einem Umfeld statt, das von einem dramatischen Anstieg des Drogenhandels geprägt ist. In Europa hat sich Aalen als ein Teil eines umfassenderen Netzwerks von Drogenschmugglern etabliert, die aus verschiedenen ethnischen Gruppen bestehen, darunter marokkanisch-stämmige, albanische, serbische, kosovarische und italienische Händler. Die zentrale Rolle des Kokains im europäischen Markt lässt sich auch durch die enormen Mengen belegen, die in den letzten Jahren sichergestellt wurden. So wurden 2022 beispielsweise insgesamt 110 Tonnen Kokain im Hafen von Antwerpen entdeckt, während Rotterdam das zweitgrößte Einfallstor für Kokain in Europa darstellt.

Die hohe Nachfrage nach Kokain in europäischen Großstädten ist besonders in der Vorweihnachtszeit und der Festivalsaison ausgeprägt. Der Straßenpreis des Kokains bleibt aufgrund der hohen Gewinnmargen der Drogenkartelle konstant, was den Kampf gegen den Drogenhandel zusätzlich erschwert. Diese Kartelle agieren häufig über marokkanische, albanische und andere internationale Netzwerke und sind nicht nur in Europa, sondern auch in Lateinamerika und darüber hinaus aktiv.

Justizskandal im Zusammenhang mit der Kokainmafia

Ein weiterer Aspekt der Drogenproblematik in Deutschland wird durch den Fall eines Staatsanwaltes aus Hannover deutlich, der im Verdacht steht, Informationen an eine Kokain-Gruppe verraten zu haben. Diese Gruppe war in einen der größten Kokainschmuggelfälle Europas verwickelt, bei dem 2021 im Hamburger Hafen 16 Tonnen Kokain beschlagnahmt wurden. Der Marktwert dieser Menge wird auf bis zu einer Milliarde Euro geschätzt.

Der Staatsanwalt, der selbst in die Ermittlungen gegen die Gruppe eingebunden war, wird beschuldigt, die Verdächtigen gegen Geld mit Informationen versorgt zu haben. Obwohl der Verdacht Mitte 2022 dem Justizministerium bekannt war, durfte er weiterhin an dem Verfahren arbeiten. Erst als neue Beweise aus entschlüsselten Chat-Nachrichten auftauchten, kam es zu seiner Festnahme im Oktober 2024. Ihm werden Großeinsätze der Polizei und schwierige Fragen zur Handhabung des Falls durch die niedersächsische Justiz vorgeworfen.

Die Drogenkriminalität in Europa zeigt sich also nicht nur in einzelnen Razzien wie der in Aalen, sondern ist Teil eines komplexen und gefährlichen Netzwerkes, das untrennbar mit internationalen Drogenkartellen verbunden ist. Die Herausforderung, diesen inzwischen gewaltvollen Sektor zu bekämpfen, ist gewaltig und erfordert eine engere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene.