In Stuttgart hat am 5. Februar 2025 die Fotografie-Ausstellung „Dressed as a Girl“ eröffnet. Diese Ausstellung, die von der talentierten 24-jährigen Fotografin Eva-Maria Gebhardt ins Leben gerufen wurde, präsentiert eindrucksvolle dokumentarische Bilder, die das Leben und die Kunst dreier Drag-Queens aus der Stadt zeigen: Henni, Cherry Bliss und Emily Island. Die Schau, initial bis zum 23. Februar geplant, soll durch das große Interesse der Öffentlichkeit verlängert werden.
Die Reportage-Reihe, die die Queens über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren begleitet, gewährt den Besucherinnen und Besuchern einen intimen Einblick in die Welt hinter den Kulissen der Drag-Kunst. „Dressed as a Girl“ hat das Ziel, Drag erlebbarer zu machen und die Faszination für diese Kunstform zu wecken. Im Interview erklärte Gebhardt, dass sie Menschen unterstützen möchte, die sich nicht trauen, sich selbst auszuleben.
Ein Blick hinter die Kulissen der Drag-Welt
Die Fotografien zeigen die Queens in verschiedenen Situationen während ihrer Arbeit und verdeutlichen den großen Aufwand, der hinter der Drag-Darbietung steckt. Insbesondere Henni und Cherry Bliss haben neben ihrer künstlerischen Tätigkeit tägliche Jobs, da es in Deutschland eine Herausforderung darstellt, von Drag allein zu leben. Cherry Bliss erklärte, dass die Zeit, die sie in Drag investiert, stark von der jeweiligen Auftragslage und Jahreszeit abhängt.
Ein zentrales Thema in der Ausstellung sind auch die Herausforderungen, mit denen Drag-Queens konfrontiert werden. Henni und Cherry Bliss berichten von unangenehmen Erlebnissen beim Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln, insbesondere in den Abendstunden. Diese Erfahrungen unterstreichen die gesellschaftlichen Herausforderungen und Vorurteile, denen Drag-Künstler ausgesetzt sind.
Kulturelle Wurzeln und gesellschaftliche Entwicklung
Um die Relevanz von Drag in der heutigen Gesellschaft zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Geschichte. Die Ursprünge der Dragballs, die hauptsächlich von Mitgliedern der Schwarzen und Latino-Communitys initiiert wurden, sind tief mit der Suche nach Identität und Akzeptanz verwoben. Während offizielle Drag-Wettbewerbe viele Gruppen aufgrund ihrer Hautfarbe ausschlossen, organisierten sie eigene Events, um ihre Kunst und ihre Kultur zu feiern, so berichtet National Geographic.
Der Pionier dieser Bewegung, William Dorsey Swann, geb. 1858 in Maryland, organisierte bereits 1882 die ersten Dragballs und prägte somit den Begriff „Dragqueen“. Sein Lebensweg zeigt, wie riskant es für Menschen war, in einer Zeit zu leben, die von gesellschaftlicher Ächtung geprägt war. Swann setzte sich leidenschaftlich für die Rechte der queeren Community ein, selbst als er wiederholt mit der Polizei in Konflikt geriet.
Die Ausstellung „Dressed as a Girl“ und die Geschichten der Drag-Queens in Stuttgart sind Teil einer größeren kulturellen und gesellschaftlichen Bewegung, die nach mehr Akzeptanz und Verständnis strebt. Eva-Maria Gebhardt arbeitet bereits an einem neuen Projekt zum Thema „Wahlfamilien“ und sucht Menschen mit besonderen Beziehungen, die ihre Geschichten teilen möchten.
Diese eindrucksvolle Ausstellung lädt dazu ein, Drag in all seiner Pracht zu erleben und die Geschichten der Macherinnen und Macher dahinter zu würdigen. Das StadtPalais ist ein Standort, der die Verbindung zwischen Kunst und gesellschaftlichem Diskurs fördert und Drag zu einem Teil der kulturellen Identität von Stuttgart macht.