Der Großraum Los Angeles sieht sich derzeit verheerenden Waldbränden gegenüber, die als einige der zerstörerischsten Naturkatastrophen in der Geschichte der Region beschrieben werden. Ungefähr 2000 Gebäude sind bereits in Flammen aufgegangen, darunter historische Filmstudios und bedeutende Kultureinrichtungen. Die Brände haben bis dato mindestens fünf Menschenleben gefordert, während die Schäden laut Schätzungen bei 57 Milliarden Dollar liegen. Über 100.000 Menschen wurden zur Evakuierung aufgefordert, darunter auch zahlreiche Prominente, die in den betroffenen Gebieten wohnen. Die Feuerwehr hat bislang große Schwierigkeiten, die Brände in den Griff zu bekommen; im Pacific Palisades sind rund 6.900 Hektar niedergebrannt, und die Brandherde in Altadena sind in der aktuellen Lage mit „null Prozent eingedämmt“.

Besonders betroffen sind auch das Thomas-Mann-Haus und die Villa Aurora, die im kulturellen Gedächtnis Deutschlands fest verankert sind. Beide Einrichtungen dienen als intellektuelle und kulturelle Zentren und sind für den transatlantischen Dialog von großer Bedeutung. Während das Thomas-Mann-Haus, das 2018 nach umfassenden Sanierungen wiedereröffnet wurde, in einer Gefahren- und Evakuierungszone liegt und bisher als intakt gemeldet wird, steht die Villa Aurora, erbaut 1927 im spanischen Stil, in unmittelbarem Einflussbereich der Flammen. Laut Berichten von Nachbarn ist die Villa Aurora, die als Zufluchtsort für Exilanten diente, zwar von Flammen umgeben, jedoch hat der Hauptteil des Gebäudes bislang überlebt.

Evakuierung und Sicherheit der Mitarbeiter

Die Mitarbeiter der Villa Aurora und des Thomas-Mann-Hauses konnten sich bislang in Sicherheit bringen. Viele von ihnen sind allerdings von der Außenwelt abgeschnitten, da sie keinen Strom haben und ihre Telefone nicht benutzen können. Um die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten, wurden Hotelzimmer am Flughafen Los Angeles angemietet. Aktuell befinden sich sieben oder acht Mitarbeiter sowie vier Fellows im Thomas-Mann-Haus.

Die Stipendiaten der Villa Aurora sollten am Mittwoch anreisen, wurden jedoch gebeten, vorerst in Deutschland zu bleiben. Die Evakuierungsbefehle, die entscheidend für die Sicherheit in der Region sind, wurden jedoch nicht rechtzeitig über Warn-Apps kommuniziert. Dies hat zu einer steigenden Besorgnis über mögliche Plünderungen geführt; im Zusammenhang mit den Löschmaßnahmen registrierte die Polizei bereits 20 Festnahmen wegen Plünderungen in gefährdeten Gebieten.

Kulturelle Bedeutung der Einrichtungen

Die Villa Aurora und das Thomas-Mann-Haus sind nicht nur kulturell bedeutend, sondern auch historische Stätten, die das Erbe von Thomas Mann und anderen Exilanten wachhalten. Thomas Mann lebte von 1942 bis 1952 in Los Angeles, nachdem er vor den Nationalsozialisten geflohen war. Die Villa Aurora wurde 1943 von Martha und Lion Feuchtwanger erworben und entwickelte sich schnell zu einem intellektuellen Zentrum. Auch während der aktuellen Krise bleibt die Hoffnung, dass die kulturellen Werte und das Erbe dieser Einrichtungen bewahrt werden können.

Die deutsche Bundesregierung hat in der Vergangenheit viel in den Erhalt dieser Einrichtungen investiert, um die Erinnerung an die Geschichte des Exils wach zu halten. Der Minister für Kultur, Claudia Roth, hat ihre Besorgnis über die Gefahren, die diesen bedeutsamen Stätten drohen, besonders betont. In den kommenden Tagen wird mit weiteren Entwicklungen hinsichtlich der Waldbrände in Los Angeles gerechnet, und die Auswirkungen auf die Villa Aurora und das Thomas-Mann-Haus sind noch ungewiss.