Im Kontext der anhaltenden Herausforderungen im Bildungsbereich wird die Notwendigkeit einer effektiven Antidiskriminierungspolitik an Schulen immer deutlicher. Saraya Gomis, ehemalige Antidiskriminierungsbeauftragte für Berliner Schulen und zuletzt Staatsministerin für Antidiskriminierung in Berlin, hat in jüngsten Äußerungen die Dringlichkeit einer besseren Fehlerkultur im Umgang mit Diskriminierung hervorgehoben. Gomis plädiert dafür, das Thema weniger emotional und stattdessen professioneller zu behandeln, da Diskriminierung nicht nur ein individuelles Problem darstellt, sondern tief in den Strukturen der Schulen verwurzelt ist, beispielsweise durch das dreigliedrige Schulsystem. Dies wurde auch von Ria Schröder, FDP-Bundestagsabgeordnete, unterstützt, die die Besonderheiten rassistischer Diskriminierung als besonders besorgniserregend bezeichnete. Sie unterstrich, dass Schulen dazu beitragen sollten, Chancenungleichheit zu beseitigen, was jedoch durch begrenzte Einflussmöglichkeiten der Bundespolitik auf die Bildungspolitik der Länder erschwert wird. Schröder nannte in diesem Zusammenhang das Startchancen-Programm des Bundes ein wichtiges Instrument, um gezielt mehr Geld in strukturschwache und einkommensschwache Schulgebiete zu investieren.
Einrichtung des Antidiskriminierungsamtes
Ein bedeutender Schritt zur Bekämpfung von Diskriminierung an Schulen wurde 2016 mit der Einführung des ersten Amtes der Antidiskriminierungsbeauftragten für Schulen in Deutschland durch den Berliner Senat unternommen. Diese Stelle war über mehrere Jahre vakant, bis sie im Frühjahr 2024 mit Wanjiru Njehiah besetzt wurde, die nun als einzige Landes-Ansprechpartnerin für Diskriminierung im Bildungsbereich agiert. Njehiah übernimmt vielfältige Aufgaben, darunter die direkte Ansprechbarkeit für alle am Schulleben Beteiligten. Gemäß dem Berliner Schulgesetz können sich Personen, die Diskriminierung erfahren haben, an sie wenden. Seit Amtsaufnahme haben sich etwa 120 Meldungen zu Diskriminierung ereignet, wobei die häufigsten Meldungen von Lehrkräften und schulischen Führungskräften gegenüber Schülerinnen und Schülern stammen.
Die Ziele von Njehiah als Antidiskriminierungsbeauftragte umfassen die Unterstützung von Schulaufsichten und Führungskräften, um eine diskriminierungsfreie Bildung zu gewährleisten. Im Mittelpunkt stehen Werte wie Respekt, Empathie und Solidarität, während eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit allen Beteiligten angestrebt wird, um wirkungsvolle Veränderungen einzuleiten.
Diskriminierung im Schulalltag
Es ist wichtig zu erkennen, dass Schulen nicht nur Orte des Lernens sind, sondern auch Räume, in denen Diskriminierungserfahrungen auftreten können, sowohl von Gleichaltrigen als auch von Lehrkräften. Dabei können strukturelle Faktoren wie fehlende Barrierefreiheit oder stereotype Darstellungen in Schulbüchern zu Diskriminierung führen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat sich intensiv mit dieser Thematik auseinander gesetzt und zahlreiche Publikationen veröffentlicht. Ein neuer Praxisleitfaden zum Thema „Diskriminierung an Schulen erkennen und vermeiden“ wurde veröffentlicht, um Lehrkräfte und pädagogisches Personal beim Abbau von Diskriminierung zu unterstützen.
Zusätzlich erlebte der Schulwettbewerb „fair@school“ einen Teilnahmerekord und zeichnete drei Schulen aus, die sich besonders für Diskriminierungsabbau einsetzen. Die Kampagne #DARÜBERREDEN wurde bereits 2018 ins Leben gerufen, um junge Menschen zu motivieren, das Thema Diskriminierung aktiv zu besprechen. Lehrmaterialien zur Unterstützung der Lehrkräfte bei der Unterrichtsgestaltung wurden eigens entwickelt.
Zur Förderung einer diskriminierungsfreien Bildung gibt es weiterhin Initiativen, die darauf abzielen, Bildungspläne in mehreren Bundesländern zu überarbeiten. Dies geschieht, um sexuelle und geschlechtliche Vielfalt stärker zu berücksichtigen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes spielt dabei eine unterstützende Rolle, um die Einführung solcher Bildungspläne voranzutreiben und Maßnahmen zur Optimierung der Gesetzgebung im Bildungssektor zu entwickeln.
In Anbetracht dieser zahlreichen Entwicklungen wird deutlich, dass die Bekämpfung von Diskriminierung an Schulen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe darstellt, die sowohl durch politische Leitung als auch durch engagierte Einzelpersonen und Institutionen vorangetrieben werden muss.