In einer Zeit, in der die Digitalisierung nahezu jeden Lebensbereich transformiert, untersucht ein Forschungsprojekt an der Technischen Universität Berlin, wie ein digitales Pflegeökosystem für alle Beteiligten Vorteile bringen kann. Unter der Leitung von Prof. Dr. Nancy Wünderlich und Dr. Julia Rötzmeier-Keuper widmet sich das Projekt „Digital Care in Aging Societies: Designing Responsible Care Ecosystems“ (CaringS) der Entwicklung eines vernetzten und verantwortungsvollen Pflegesystems. Insbesondere die Zielgruppe der Pflegebedürftigen, Angehörigen und des Pflegepersonals soll von den innovativen Ansätzen profitieren.

Die Forscher*innen setzen dabei auf moderne Technologien wie intelligente Pflegebetten und vernetzte Roboter. Diese digitalen Helferlein haben das Potenzial, soziale Isolation zu reduzieren und frühzeitig auf gesundheitliche Probleme aufmerksam zu machen. Ein Beispiel für den erfolgreiche Einsatz digitaler Angebote ist Selma Stein, eine pensionierte Lehrerin, die in ihrem Pflegeheim eine VR-Brille nutzt, um soziale Kontakte zu pflegen und virtuelle Reisen zu erleben. Solche Anwendungen zeigen, wie die digitale Transformation auch im Alltag von Pflegebedürftigen stattfinden kann.

Herausforderungen der Digitalisierung in der Pflege

Trotz der Vorteile, die digitale Pflegetechnologien bieten können, bleibt die tatsächliche Umsetzung eine Herausforderung. Der demografische Wandel und der steigende Personalmangel im Pflegebereich sind zentrale Probleme, die es zu bewältigen gilt. Laut Schätzungen wird die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland von fünf Millionen im Jahr 2021 auf bis zu 8 Millionen bis 2050 ansteigen. Zudem wird der Bedarf an zusätzlichen Pflegekräften auf etwa 600.000 geschätzt, was die dringende Notwendigkeit einer effektiven Digitalisierungsstrategie verdeutlicht.

Die kritische Auseinandersetzung mit digitalen Technologien zeigt, dass viele Entwicklungen oft von technischen Möglichkeiten getrieben werden, ohne den konkreten Nutzen für den Pflegealltag zu berücksichtigen. Eine erfolgreiche Integration digitaler Lösungen erfordert die enge Zusammenarbeit von Technikentwicklern, Pflegekräften, der Politik und der Wissenschaft. Eine Umfrage ergab, dass Pflegekräfte grundsätzlich offen gegenüber neuen Technologien sind, jedoch der Bedarf an Schulungen und der Qualitätssicherung hoch bleibt. Aktuelle Evaluierungen zur Wirksamkeit digitaler Technologien sind rar, was die Akzeptanz und deren dauerhafte Implementierung erschwert.

Chancen durch digitale Technologien

Dennoch birgt die Digitalisierung auch erhebliche Chancen: Sie kann die Qualität der Versorgung verbessern, Effizienzsteigerungen ermöglichen und die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte reduzieren. In Deutschland besteht im internationalen Vergleich Potenzial, die digitale Transformation im Gesundheitswesen stärker zu nutzen. Digitale Gesundheitsdaten bieten bessere Forschungsperspektiven und ermöglichen Fortschritte in der Pflegepraxis.

Durch gesetzliche Vorgaben wie das E-Health-Gesetz und das Digitale-Versorgung-Gesetz erfolgt zudem eine Förderung, die eine tiefere Integration der Digitalisierung in der Pflegeausbildung und -forschung anstrebt. Digitale Technologien versprechen nicht nur eine Verbesserung der Pflegequalität und des Zugangs zu Leistungen, sondern könnten auch dazu beitragen, die zunehmenden Herausforderungen aufgrund eines alternden Gesellschafts zu bewältigen.

Abschließend lässt sich festhalten, dass digitale Lösungen in der Pflege entscheidend sind, um zukünftige Herausforderungen zu meistern. Die Umsetzung und Integration erfordern jedoch einen interdisziplinären Ansatz, der die Bedürfnisse aller Beteiligten in den Mittelpunkt stellt. Nur so kann eine nachhaltige und verantwortungsvolle digitale Pflege entstehen, die sowohl den Pflegebedürftigen als auch den Pflegekräften zugutekommt. Mehr Informationen finden Sie unter Technische Universität Berlin, PMC und Digitales MV.