In der Oberst-Herrmann-Kaserne in Eutin setzen Soldaten und Soldatinnen neue Maßstäbe für die Bundeswehr. Der Zugang zur Kaserne ist durch eine Schranke gesichert, die nur für Bundeswehrangehörige oder mit spezieller Genehmigung geöffnet wird. Hier erzählt Hauptmann Till K. von seiner militärischen Laufbahn, die 2014 begann, als er aus Neugier zur Bundeswehr trat. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er keine militärische Vorgeschichte in seiner Familie. Sein Weg führte vom Seebataillon in Eckernförde zum Heeresaufklärungsbataillon 6 „Holstein“, wo er Informationen über den Gegner gewinnt und Strategien analysiert. Bislang hatte er keinen Einsatz im Krieg, doch die Angst vor dem Tod wird im Alltag überwunden. Er betont die Wichtigkeit, die Werte des Grundgesetzes zu verteidigen.

Die Bundeswehr hat in den letzten Jahren einen tiefgreifenden Wandel durchlaufen. Dies offenbart sich auch an K.s Einschätzung der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Streitkräfte, die ihn als essenziell für die Verteidigung der Freiheit erscheinen. Kritisch sieht K. die Einsparungen in der Vergangenheit und drängt auf Lehren aus der geopolitischen Lage. Besonders evident wurde diese „Zeitenwende“ mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine 2022, der zu intensiven Diskussionen über Aufrüstung führte und die Notwendigkeit eines Sonderfonds zur Beseitigung bestehender Defizite verdeutlichte. Aktuell sind etwa 260.000 Menschen, darunter 180.000 Soldaten und 80.000 zivile Mitarbeiter, in der Bundeswehr beschäftigt. Ab 2025 sind zudem 18-jährige Männer verpflichtet, einen digitalen Fragebogen zur Eignung für den Militärdienst auszufüllen, während Frauen dies freiwillig tun können. Diese Maßnahmen sind Teil einer umfassenden Neugestaltung der militärischen Strukturen in Deutschland.

Die historische Dimension der Bundeswehr

Die Geschichte der Bundeswehr ist eng mit den politischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts verwoben. Nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht im Mai 1945 wurde das Deutsche Reich und die alten Streitkräfte aufgelöst. Mit der Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955 und der Nationalen Volksarmee (NVA) 1956 in der DDR begann der Aufbau neuer militärischer Strukturen. Die Integration in die NATO und den Warschauer Pakt prägte die Zeit des Kalten Krieges. Nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die NVA aufgelöst, während Teile von ihr in die Bundeswehr integriert wurden. Dies stellte eine große Herausforderung dar, da die Streitkräfte unterschiedlich organisiert und ausgestattet waren.

Die Entwicklung der Bundeswehr seitdem zeigt einen kontinuierlichen Wandel, insbesondere mit Blick auf die internationalen Einsätze, an denen sie beteiligt war, darunter im Irak, Bosnien, Kosovo und Afghanistan. Heute beschreibt die Bezeichnung „Armee der Einheit“ die ersten gesamtdeutschen Streitkräfte seit 1990, die sowohl aus ehemaligen Bundeswehr- als auch NVA-Angehörigen bestehen. Der Prozess der inneren Integration und die allgemeine Akzeptanz der Bundeswehr in der Gesellschaft werden durch die innere Führung begünstigt.

Insgesamt ist die Notwendigkeit einer einsatzfähigen und gut ausgestatteten Bundeswehr für die Sicherheit Deutschlands und Europas dringlicher denn je. Diskussionen über die richtigen Strategien und Investitionen zur Stärkung der Streitkräfte sind in vollem Gange. Weitere Hintergründe zur aktuellen Entwicklung und den Herausforderungen der Bundeswehr werden in Berichten auf der offiziellen Seite des Bundesministeriums der Verteidigung sowie in der Analyse zur deutschen Verteidigungspolitik der Bundeszentrale für politische Bildung behandelt.