Eine aktuelle Studie der Bundesbank liefert interessante Einblicke in die finanziellen Verhältnisse der Deutschen. Die Daten zeigen, dass der durchschnittliche Girokontostand in Deutschland im Jahr 2021 bei 12.700 Euro liegt. Dabei haben rund 50 Prozent der Deutschen lediglich 3.000 Euro oder weniger auf ihrem Girokonto. Diese Ergebnisse verdeutlichen die finanziellen Herausforderungen, vor denen viele Haushalte stehen, insbesondere in einer Zeit steigender Lebenshaltungskosten und Inflation.
Die Analyse offenbart auch markante Unterschiede zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Jüngere Menschen im Alter von 16 bis 24 Jahren haben demnach durchschnittlich 5.200 Euro auf dem Konto, während die Altersgruppe von 25 bis 34 Jahren einen Kontostand von 9.500 Euro erreicht. Besonders bemerkenswert ist, dass die älteren Jahrgänge tendenziell über höhere Kontostände verfügen – so liegt der durchschnittliche Kontostand bei den 55- bis 64-Jährigen bei 15.200 Euro und bei den 65- bis 74-Jährigen bei 14.800 Euro.
Regionale Unterschiede und Verschuldung
Ein weiterer Aspekt der Untersuchung betrifft die regionalen Unterschiede in Deutschland. Westdeutsche Haushalte haben mit einem durchschnittlichen Kontostand von 13.600 Euro im Schnitt mehr gespart als ostdeutsche Haushalte, deren durchschnittlicher Kontostand bei nur 9.500 Euro liegt. Darüber hinaus zeigt die Studie, dass jeder zehnte Erwachsene in Deutschland (10,3%) mit einem negativen Kontostand konfrontiert ist, wobei die 40- bis 49-Jährigen mit 17,3% besonders stark betroffen sind.
Die Bundesbank berichtet zudem von den aktuellen Dispozinsen, die sich mit durchschnittlich 12,06% deutlich höher als die Ratenkreditzinsen (8,49%) gestalten. Ein häufig geäußertes finanzielles Ratsangebot ist die Ablösung von Dispokrediten durch Ratenkredite und die Integration eines monatlichen Sparbetrags in die persönlichen Finanzen.
Steigendes Vermögen der Haushalte
Ein positiver Aspekt ist der Anstieg des Vermögens privater Haushalte in Deutschland zwischen 2017 und 2021. Das durchschnittliche Nettovermögen erhöhte sich um 83.600 Euro auf insgesamt 316.500 Euro. Besonders deutlich stieg das Vermögen in den untersten zwanzig Prozent der Haushalte, die von einer Zunahme an Sparguthaben profitieren konnten. Dabei verbesserte sich auch die finanzielle Lage der verschuldeten Haushalte leicht – die Quote der Haushalte, die in Schulden leben, ging zurück.
Die Ungleichheit im Nettovermögen sank ebenfalls geringfügig: Die reichsten 10 Prozent der Haushalte besitzen etwa 56 Prozent des gesamten Nettovermögens – ein Umstand, der vor allem in Westdeutschland auffällt, wo das Median-Vermögen bei 127.900 Euro liegt, im Osten hingegen nur bei 43.400 Euro. Dennoch gibt es Anzeichen für eine positive Entwicklung, da das Medianvermögen im Osten überproportional gestiegen ist.
Empfehlungen zur Altersvorsorge
In Anbetracht der finanziellen Situation und der sich abzeichnenden Rentenlücken wird frühzeitiges Investieren in Immobilien oder Aktienfonds empfohlen. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge stellt einen Rentenlückenrechner zur Verfügung, um den individuellen Sparbedarf zu ermitteln. Auch kleine monatliche Beträge können hierbei helfen, rentierliche und krisensichere Anlagen zu schaffen.
Wirtschaftsprofessor Michael Heuser rät dazu, die Altersvorsorge-Strategie alle zwei Jahre zu überprüfen. Oft genügen kleine Anpassungen, etwa eine Erhöhung der Sparrate. Pflichtversicherte Arbeitnehmer ab 50 Jahren können durch zusätzliche Einzahlungen in die Rentenkasse ihre Rente erhöhen. Eine Kontaktaufnahme mit dem Rentenversicherungsträger zur Berechnung eines individuellen Maximalbetrags wird empfohlen.
Insgesamt zeigt die Studie der Bundesbank prägnant, wie sich die finanziellen Verhältnisse in Deutschland entwickeln. Während einige Haushalte von einem Vermögenszuwachs profitieren, kämpfen andere mit großen finanziellen Herausforderungen, die durch regionale Unterschiede und Altersgruppen noch verstärkt werden.
Für weitere Informationen über die finanzielle Lage der Haushalte in Deutschland können die vollständigen Berichte bei der Bundesbank nachgelesen werden. Zusätzliche Empfehlungen zur Altersvorsorge sind unter ING verfügbar.