Der Angriff Russlands auf die Ukraine im März 2022 hat weltweite politische Reaktionen ausgelöst, die auch Afrika stark betreffen. In der UN-Generalversammlung gab es zahlreiche Enthaltungen und Gegenstimmen zur Verurteilung des Angriffs, insbesondere aus Ländern des Globalen Südens. Themen wie die europäische Kolonialvergangenheit und die russische Unterstützung für bestimmte afrikanische Staaten wurden hierbei hervorgehoben. Die afrikanischen Nationen fühlten sich in der Corona-Pandemie, insbesondere bei der Verteilung von Impfstoffen, benachteiligt, was zu einem Gefühl der Ungerechtigkeit führte.

In Reaktion auf diese Entwicklungen hat das Auswärtige Amt Deutschlands die afrikapolitischen Leitlinien überarbeitet und einen neuen Ansatz formuliert: Es steht nicht mehr die Frage im Vordergrund, was Deutschland für Afrika tun kann, sondern vielmehr, was man gemeinsam mit Afrika erreichen kann. Dieses Umdenken zielt darauf ab, sich von Rivalen wie China und Russland abzugrenzen und die eigenen Interessen auf dem Kontinent zu wahren. Zudem inkludiert die neue Strategie die Notwendigkeit, mit Staaten zu kooperieren, deren Werte nicht immer übereinstimmen, was in der politischen Landschaft Afrikas eine bedeutende Herausforderung darstellt.

Die Rolle der Afrikanischen Union

Die Afrikanische Union (AU) steht aktuell vor der schwierigen Aufgabe, eine einheitliche Stimme für 55 Mitgliedsstaaten zu finden. Der Ukraine-Konflikt hat die Meinungsverschiedenheiten über den Umgang mit globalen Mächten wie Russland verstärkt. Viele afrikanische Staaten sind stark von Importen aus der Ukraine und Russland abhängig, was die Auswirkungen des Krieges auf die nationale Souveränität und Selbstbestimmung nochmals hervorhebt. Trotz dieser Abhängigkeiten hat die AU eine ambivalente Haltung gegenüber Russland eingenommen, die sich in einer aktiven Blockfreiheit und einem geringeren Maß an Kritik gegenüber Moskau zeigt. Die AU hat sich jedoch klar für die Achtung des Völkerrechts und die territoriale Integrität der Ukraine ausgesprochen.

Die AU-Politik wird zunehmend von den geopolitischen Spannungen zwischen den großen Mächten beeinflusst. Die geplante Reise der AU-Führung nach Russland und in die Ukraine musste abgesagt werden, und damit verbunden auch die Schwierigkeiten, ein ausgewogenes afro-zentrisches Narrativ zu fördern. Dennoch hat die AU die „African Peace Initiative“ ins Leben gerufen, um eine ausgewogenere Position in internationalen Konflikten zu vertreten und die diplomatischen Beziehungen zu stärken.

Herausforderungen und Chancen

Im aktuellen geopolitischen Klima ist die Ernährungssicherheit eines der drängendsten Themen. Die AU hat eine hochrangige Konferenz einberufen, um Lösungen für die ernährungsbedingten und humanitären Folgen des Krieges zu erarbeiten. Darüber hinaus könnte Deutschland auch durch Wasserstoffimporte aus Afrika seine eigene Energiewende unterstützen. Dies ist ein weiterer Punkt, der in den aktualisierten Leitlinien erwähnt wird, wo der Schwerpunkt auf einer verstärkten Zusammenarbeit in der Migrationspolitik und der Bekämpfung von Fluchtursachen erfolgt.

Die überarbeiteten afrikapolitischen Leitlinien Deutschlands stehen jedoch auch in der Kritik. Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft bemängelt, dass die Leitlinien lediglich den Status quo abbilden und kein konkretes Handlungsprogramm zur Verbesserung der Unternehmensbedingungen bieten. Die Herausforderungen, die durch die geopolitischen Spannungen entstehen, und die Schwierigkeiten, mit historischen Ungerechtigkeiten umzugehen, bleiben ein zentrales Element der künftigen Zusammenarbeit.

Für weitere Informationen zu den neuen afrikapolitischen Ansätzen Deutschlands besuchen Sie bitte diese Seite. Mehr zu den Reaktionen Afrikas auf Russlands Krieg gegen die Ukraine können Sie in der Analyse auf bpb.de nachlesen. Zudem schildert kn-online.de die Herausforderungen und Ziele der neuen deutschen Afrikapolitik.