In Europa wird derzeit intensiv über die Erhöhung der Verteidigungsausgaben diskutiert. Schwäbische.de berichtet, dass das IfW Kiel schätzt, jährlich etwa 250 Milliarden Euro zusätzlich für Rüstung und Verteidigung zu benötigen, davon 60 Milliarden Euro allein für Deutschland. Diese finanziellen Anforderungen sind Teil einer Strategie, die vorsieht, dass zukünftig 3,5 Prozent der jährlichen Wertschöpfung in die Verteidigung fließen sollen.

Allerdings birgt eine derartige Erhöhung der Verteidigungsausgaben erhebliche wirtschaftliche Risiken. Experten warnen davor, dass höhere Staatsausgaben für Militär den Spielraum für Investitionen in Bereiche wie Bildung, Infrastruktur oder Digitalisierung einschränken könnten. Zudem könnte dies über die bereits angespannten Kapitalkosten auch eine Abwärtsspirale für den Lebensstandard der Bürger ausgelöst werden. Ein Beispiel ist Russland, wo die Inflation nach Kriegsbeginn 2022 zeitweise auf 17,8 Prozent stieg und bis heute bei 9,9 Prozent verharrt.

Verteidigungsbudgets in Europa

Die aufgezeigten Probleme sind im Kontext der NATO-Verteidigungsausgaben von Bedeutung, die 2024 voraussichtlich rund 2,71 Prozent des BIP, also etwa 1,5 Billionen US-Dollar, betragen werden. Laut Tagesschau.de sollen die europäischen Alliierten und Kanada dafür rund 507 Milliarden US-Dollar aufbringen, was einem Anstieg von 17,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Eine starke Nachfrage nach höheren Verteidigungsausgaben wurde durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verstärkt, was auch die Wahrnehmung der Bedrohung in Europa stark verändert hat. Im Jahr 2024 wollen 23 NATO-Mitglieder mindestens 2 Prozent ihres BIP für Verteidigung ausgeben, wobei Polen mit 4,12 Prozent an der Spitze steht. Für Deutschland wird eine Erhöhung auf über 2 Prozent (konkret 2,12 Prozent) vermeldet, was durch Anpassungen in den Berechnungen erreicht wurde.

Notwendige militärische Schritte und Herausforderungen

Eine Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft fordert zudem die Mobilisierung von 300.000 zusätzlichen Soldaten, falls die USA ihre Unterstützung reduzieren sollten. Um dies zu erreichen, wären massive Investitionen in neue Streitkräfte erforderlich. Dazu gehören die Aufstellung von etwa 50 zusätzlichen Brigaden, mindestens 1.400 neuen Kampfpanzer und 2.000 Schützenpanzern, was die Kapazitäten von europäischen Armeen bei weitem übersteigt.

Die Finanzierung der geforderten 250 Milliarden Euro jährlich könnte zur Hälfte durch gemeinsame europäische Schulden und zur anderen Hälfte durch nationale Verteidigungsausgaben erfolgen. Gleichzeitig wird befürchtet, dass diese hohen Ausgaben ohne signifikante Effizienzsteigerungen nicht nur zu einer wirtschaftlichen Misere, sondern auch zu einer weiteren Inflation führen könnten. Tagesschau.de weist darauf hin, dass die Investitionen im Verteidigungsbereich jedoch als Konjunkturimpuls wirken könnten, auch wenn sie kurzfristig erhebliche Belastungen für die Haushalte mit sich bringen.

Insgesamt wird die Notwendigkeit einer drastischen Prioritätensetzung für die europäische Verteidigungsfähigkeit betont. Insbesondere im Hinblick auf die schnelle Mobilisierung der benötigten Truppen und die Entwicklung neuer Technologien sind europäische Staaten gefordert, engere Kooperationen einzugehen und ihre Ressourcen strategisch zu bündeln.