Die internationale Vernetzung in Wissenschaft, Forschung und höherer Bildung ist für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands von entscheidender Bedeutung. Aktuelle Herausforderungen erfordern ein Umdenken in der Anwerbung internationaler Talente. Laut der Wübben Stiftung müssen deutsche Universitäten die dynamischen und wettbewerbsintensiven Rahmenbedingungen des globalen wissenschaftlichen Marktes verstehen, die von geopolitischen Faktoren beeinflusst werden. Besonders die USA verzeichnen gegenwärtig drastische Kürzungen im Bereich der Forschungsförderung, was das Umfeld für internationale Akademiker erschwert.
Obwohl die Flexibilität des US-amerikanischen Systems weiterhin attraktiv ist, birgt eine akademische Laufbahn in den USA mehr Risiken und Unsicherheiten. Parallel dazu zeigt das Aufkommen chinesischer Forschungskompetenz einen spürbaren Wandel im globalen akademischen Markt. In dieser neuen Situation bietet das deutsche akademische System eine ausgewogene Kombination aus Exzellenz und Sicherheit, was neue Chancen zur Anwerbung internationaler Talente eröffnet.
Konkurrenz um Talente
Die OECD bewertet die Attraktivität von Ländern für talentierte Fachkräfte und hebt die verschiedenen Einflussfaktoren hervor, die für die Anwerbung und Bindung solcher Talente entscheidend sind. In der aktualisierten Analyse von International Talents wird deutlich, dass Länder um die Anwerbung und Bindung hochqualifizierter Arbeitskräfte zunehmend konkurrieren. Diese Konkurrenz führt zu einer Angleichung der politischen Rahmenbedingungen, auch wenn signifikante Unterschiede bestehen bleiben.
Die OECD-Indikatoren zur Talentattraktivität umfassen Kategorien wie hochqualifizierte Arbeitskräfte, Universitätsstudenten und Start-up-Gründer. In insgesamt sieben Dimensionen werden Aspekte wie die Qualität der Möglichkeiten, Einkommen, Zukunftsperspektiven und die Lebensqualität bewertet. Diese Faktoren spielen eine zentrale Rolle, wenn es um die Entscheidung potenzieller Migranten geht, wo sie ihre berufliche Zukunft sehen.
Deutschlands Position im globalen Markt
Am 3. März 2025 wurden die Hauptergebnisse der OECD-Indikatoren im Rahmen einer Veranstaltung vorgestellt, die Bertelsmann Stiftung organisiert hatte. Deutschland wird als attraktives Ziel für ausländische Studierende und akademische Fachkräfte wahrgenommen, rangiert jedoch im Mittelfeld, wenn es um hochqualifizierte Akademiker mit mindestens einem Masterabschluss geht. Länder wie Australien, Schweden, die Schweiz, Neuseeland, Kanada und Irland bieten bessere Bedingungen für diese Zielgruppe.
Im Rahmen der Veranstaltung diskutierten Fachleute über die politischen Rahmenbedingungen der Attraktivität. Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren unter anderem Stefano Scarpetta von der OECD sowie Julia Borggräfe, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, und Liina Carr, Confederal Secretary des Europäischen Gewerkschaftsbundes.
Ein zentrales Ergebnis ist, dass deutsche Hochschulen ihre Attraktivität für internationale Bewerber erhöhen müssen, unter anderem durch gezielte Rekrutierungsstrategien. Es liegt in der Verantwortung der Universitäten, Faktoren wie Gehälter, Vertragsarten und Forschungseinrichtungen zu verbessern, um die Anwerbung ausländischer Talente zu fördern. Gleichzeitig haben die Hochschulen jedoch nur begrenzten Einfluss auf äußere Faktoren wie Besteuerung, Inflation oder gesellschaftliche Einstellungen zur Immigration.
Um internationalen Fachkräften den Übergang zu erleichtern, sind effektive Onboarding-Maßnahmen unerlässlich. Diese sollten darauf abzielen, die Herausforderungen der Integration und der Standortwechsel zu mindern, um die Bindung von internationalen Talenten langfristig zu sichern.