Die digitale Infrastruktur in Deutschland steht trotz des zunehmenden Bewusstseins für schnelles Internet und der geplanten Gigabitstrategie vor großen Herausforderungen. Im Bundestagswahlkampf 2021 war der Ausbau der Internetversorgung ein zentrales Thema, doch im Wahlkampf 2023 geriet es weitgehend in den Hintergrund. Kritiker, darunter Bürger und Digitalexperten, bemängeln die unzureichende Internetversorgung im Land, die vor allem auf eine 16-jährige Amtszeit von Angela Merkel zurückzuführen ist. Veraltete Kupferkabel sind bis vor wenigen Jahren noch verlegt worden, was in ländlichen Regionen oft zu unzureichenden Geschwindigkeiten führte.

Die lvz.de berichtet, dass Deutschland im internationalen Vergleich schlecht abschneidet. Der „Speed Global Index“ von Ookla listet Deutschland auf Platz 56 von 152 Ländern mit einer durchschnittlichen Internetgeschwindigkeit von 94,78 Mbps. Mobilfunkdienste zeigen ein ähnliches Bild, auf Platz 56 mit 68,91 Mbps. Zum Vergleich: Singapur führt das Ranking mit 336,45 Mbps an. Laut einer Umfrage von Deloitte surfen nur 27% der Befragten in Deutschland mit Geschwindigkeiten von mindestens 250 Mbps.

Gigabitstrategie der Ampelregierung

Die Ampelregierung, bestehend aus SPD, Grünen und FDP, hat im Jahr 2023 die „Gigabitstrategie“ verkündet, die darauf abzielt, bis 2030 flächendeckend Glasfaseranschlüsse sowie den Mobilfunkstandard 5G bereitzustellen. Bis Ende 2025 soll sich die Anzahl der Glasfaseranschlüsse in Deutschland verdreifachen, und eine flächendeckende Sprach- und Datenkommunikation im Mobilfunk soll bis 2026 erreicht werden. Dennoch gibt es erhebliche Hindernisse im Ausbau. Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) weist auf langwierige Genehmigungsverfahren hin und kritisiert die Deutsche Telekom, die den Ausbau ihrer Wettbewerber behindern soll. Die Telekom selbst bestreitet diese Vorwürfe und nennt hohe Baukosten sowie komplexe Genehmigungsverfahren als Hauptgründe für Verzögerungen.

Vergleich mit dem europäischen Ausland

In der europäischen Perspektive wird die Internetversorgung in Deutschland als besorgniserregend angesehen. Laut der broadbandmapping.eu wird bis 2024 ein Anstieg der FTTH-Anschlüsse (Fiber to the Home) von 67 Millionen auf rund 94 Millionen in Europa erwartet. Dabei zeigt sich, dass Länder wie Dänemark und Spanien Vorreiter im Ausbau sind. Spanien hatte zum Ende des zweiten Quartals 2022 etwa 64,5 Millionen Glasfaseranschlüsse, während Deutschland lediglich 8,2 Millionen aufweist. Diese Rückstände sind zum Teil auf ein veraltetes Kabel- und Kupfernetz sowie auf eine zögerliche Investitionsbereitschaft der etablierten Betreiber zurückzuführen.

Die Unterschiede in der Entwicklung sind gravierend. Während beispielsweise Dänemark eine durchschnittliche Uploadrate von 204,49 Mbps erreicht, hat Deutschland mit 94,78 Mbps in der vollkommenen Übertragungsrate noch einiges nachzuholen. Die glasfaser-internet.info hebt hervor, dass Deutschland und Großbritannien als Schlusslichter im Glasfaserausbau gelten. Massive Investitionen von Privatinvestoren und staatliche Subventionen sind unerlässlich, um den Rückstand aufzuholen und die digitalen Ziele der EU zu erreichen.

Zukünftige Herausforderungen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Deutschland vor beträchtlichen Herausforderungen steht, um eine zeitgemäße digitale Infrastruktur aufzubauen. Mit der Gigabitstrategie der Ampelregierung besteht jedoch die Hoffnung auf eine Verbesserung der Internetversorgung. Der Fokus muss jedoch auf der Überwindung struktureller Hürden liegen, um den Ausbau von schnellen Internetdiensten sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum voranzutreiben. Die Entwicklung in anderen europäischen Ländern sollte als Ansporn dienen, um die anvisierten Ziele schnellstmöglich zu erreichen.