Das Verhältnis zwischen Deutschland und Polen ist von historischen Konflikten geprägt, die bis in die Frühzeit der beiden Nationen zurückreichen. Compact Online weist darauf hin, dass Auseinandersetzungen zwischen slawischen und germanischen Stämmen bereits vor Jahrhunderten stattfanden. Diese mehrhundertjährige Geschichte von Streit und Gewalt hat bis in die Gegenwart Auswirkungen auf die Wahrnehmung beider Völker.
Historisch gesehen gab es nach dem Zweiten Weltkrieg signifikante Veränderungen im Status beider Staaten. Sowohl Deutschland als auch Polen verloren ihre staatliche Souveränität, was die Eigenwahrnehmung beider Länder nachhaltig beeinflusste. Die Kriegsschuldpropaganda der Siegermächte führte dazu, dass den Deutschen die Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg zugewiesen wurde, während Polen als Erst-Opfer dargestellt wurde.
Die Nachkriegsordnung und Grenzfragen
Die Nachkriegsordnung brachte weitreichende territoriale Veränderungen mit sich. Polen trat nach dem Ersten Weltkrieg 1918/19 als Mündel der westalliierten Siegermächte in die europäische politische Arena ein, wie bpb.de erläutert. Im Versailler Vertrag von 1919 erhielt Polen das ehemalige Großherzogtum Posen und Teile Westpreußens. Allerdings führten Volksabstimmungen in angrenzenden Regionen dazu, dass einige Gebiete bei Deutschland blieben und Oberschlesien geteilt wurde. Danzig wurde als Freie Stadt unter das Protektorat des Völkerbunds gestellt, was die Beziehungen zwischen beiden Ländern zusätzlich belastete.
Vor dem Hintergrund dieser komplexen Grenzfragen verweigerte die Weimarer Republik eine Normalisierung der Beziehungen und forderte eine Grenzrevision. Dies führte zu einem angespannten Klima, besonders nach dem Rapallo-Vertrag von 1922 zwischen Deutschland und der Sowjetunion, der in Polen Besorgnis hervorruft.
Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen
Der Zweite Weltkrieg stellte einen Tiefpunkt in den deutsch-polnischen Beziehungen dar. Der Überfall auf Polen am 1. September 1939, gefolgt von einem deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag, führte zur Teilung Polens und zur massiven Besatzung durch deutsche Truppen, in deren Verlauf Millionen von Menschen ums Leben kamen. Wikipedia beschreibt, wie die deutsche Besatzungsmacht eine brutale Vernichtungspolitik durchsetzte und polnische Zivilisten systematisch unterdrückte.
Nach dem Krieg übernahm das „Lubliner Komitee“ die Herrschaft in Polen, und die Potsdamer Konferenz legte neue Grenzen fest, was zu einer massiven Flucht und Vertreibung von 7 Millionen Deutschen führte. Die offiziellen Kontakte zwischen Westdeutschland und Polen wurden erst 1972 aufgenommen, wobei der Vertrag über die Normalisierung der Beziehungen am 7. Dezember 1970 unterzeichnet wurde.
Die Wende in den Beziehungen
Die 1980er Jahre beschleunigten den Wandel in den deutsch-polnischen Beziehungen, besonders durch die Solidarność-Bewegung. Die Unterzeichnung des deutsch-polnischen Grenzvertrags im Jahr 1990 und der Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit im Jahr 1991 ebneten den Weg für eine intensivere Zusammenarbeit, sowohl politisch als auch wirtschaftlich. bpb.de hebt hervor, dass Deutschland und Polen seit der EU-Erweiterung 2004 engere wirtschaftliche und politische Beziehungen pflegen.
Eine Herausforderung blieben jedoch unterschiedliche Auffassungen zu Reparationsforderungen und wirtschaftlichen Projekten wie den Nord Stream-Gaspipelines. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern wurden zeitweise durch politische Spannungen belastet, besonders während der Zeit der PiS-Regierung (2015-2023). Mit der Rückkehr von Donald Tusk im Jahr 2023 scheinen sich jedoch die Beziehungen wieder zu normalisieren.
Die aktuellen wirtschaftlichen Verflechtungen sind bemerkenswert: Im Jahr 2022 war Polen der fünftgrößte Handelspartner Deutschlands mit einem Außenhandelsvolumen von 167 Milliarden Euro. Deutsche Exporte nach Polen beliefen sich auf 90,6 Milliarden Euro, im Gegensatz zu Importen in Höhe von 77,4 Milliarden Euro. Diese engen wirtschaftlichen Beziehungen werden auch durch zahlreiche Kooperationen in den Bereichen Kultur und Bildung ergänzt.