Die Münchner Autorin Dana von Suffrin wird mit dem prestigeträchtigen Dresdner Chamisso-Preis 2025 ausgezeichnet. Der Preis würdigt bedeutende Beiträge zur Gegenwartsliteratur und richtet seinen Fokus auf Autoren, die nach Sprach- und Kulturwechsel neue Antworten geben. Die Jury begründet ihre Entscheidung mit von Suffrins herausragendem Engagement für die Geschichte der Juden und des Antisemitismus in Mitteleuropa. Ihre Romane „Otto“ (2019) und „Nochmal von vorne“ (2024) thematisieren die komplexen Erfahrungen von Shoah, Migration, Schuld und den Schikanen gegen Juden im kommunistischen Rumänien nach 1945. Diese Texte stehen in der Tradition eines internationalen jüdischen Erzählens und bereichern die heutige literarische Landschaft. PNP berichtet, dass Dana von Suffrin, 1985 in einer jüdisch-deutschen Familie geboren, heute als freie Autorin in München lebt.

In ihren Werken behandelt von Suffrin Themen wie Vater-Töchter- und Geschwister-Beziehungen, jüdisch-deutsche Ehen sowie die Last der Vergangenheit und die Sprachlosigkeit innerhalb der Familie. Ihr literarischer Beitrag wird nicht nur durch Romane, sondern auch durch ein Hörspiel und eine geplante Anthologie zeitgenössischer jüdischer Erzählungen erweitert, die sie 2024 herausgeben möchte. Der Dresdner Chamisso-Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird seit 2019 in Zusammenarbeit mit der Dresdner Gartenstadt Hellerau verliehen. Die Verleihung findet am 16. Mai 2025 statt.

Einblicke in Dana von Suffrins Welt

Die Herausforderungen und Themen, die von Suffrin behandelt, sind von großer Relevanz, insbesondere im Kontext der Auseinandersetzung mit der Geschichte. Während die literarische Aufarbeitung der Shoah in Deutschland zunächst unerwünscht war, haben jüngere Autoren wie von Suffrin maßgeblich zur Diskussion über Antisemitismus und jüdisches Leben beigetragen. Die Bundeszentrale für politische Bildung informiert über die vielfältigen literarischen Strömungen, die jüdisches Schreiben in der deutschen Literaturlandschaft prägen.

Die historischen Verhältnisse, unter denen jüdische Autoren in Deutschland leben und arbeiten, sind komplex und oft von Verfolgung und Identitätskrisen geprägt. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten nur wenige emigrierte jüdische Autoren nach Deutschland zurückkehren, und das Thematisieren der jüdischen Verfolgung war über Jahrzehnte hinweg unbequem. Die Situation hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert, mit einer neuen Generation jüdischer Autoren, die ihre Sichtweise und Erfahrungen in die literarische Diskussion einbringen.

Zur aktuellen literarischen Debatte

Die Diskussion um jüdisches Leben in Deutschland hat an Dynamik gewonnen. Autorinnen und Autoren wie Wladimir Kaminer, Adriana Altaras und Olga Grjasnowa thematisieren zentrale Fragen der Identität und Migration. Die heutige Literatur spiegelt die Vielschichtigkeit jüdischen Schreibens wider und öffnet den Raum für neue Erzählungen über Vergangenheit und Gegenwart. Die Auseinandersetzungen um Antisemitismus und die Erinnerungskultur sind somit wichtige Bestandteile der zeitgenössischen Debatte.

Die Auszeichnung von Dana von Suffrin mit dem Chamisso-Preis ist nicht nur eine Anerkennung ihrer literarischen Leistungen, sondern auch ein Zeichen für die fortdauernde Bedeutung des jüdischen Erzählens in Deutschland. Ihre Werke regen dazu an, die eigene Identität und die geschichtlichen Zusammenhänge, die sie prägen, intensiv zu reflektieren.