Die Schulschließungen während der Corona-Pandemie haben junge Menschen in erheblichem Maße beeinträchtigt. Neben den offensichtlichen Herausforderungen des Fernunterrichts erlebten viele Schüler eine verstärkte Form von Mobbing. Ein Forschungsteam um PD Dr. Hendrik Sonnabend hat in einer aktuellen Studie das Phänomen des Mobbings in Deutschland analysiert, um sowohl persönliche als auch online durchgeführte Übergriffe zu dokumentieren. Die Ergebnisse zeigen veränderte Trends im Mobbingverhalten, insbesondere während und nach den Schulschließungen. Laut Fernuni Hagen gingen die Suchanfragen zu „Mobbing in der Schule“ während der Schulschließungen um über 38 % zurück, während die Anfragen zu Cybermobbing zeitgleich um etwa 29 % anstiegen.
Experimentelle Belege aus den USA belegen, dass Mobbing die Wahrscheinlichkeit von Schulschwänzen und Schulabbrüchen erhöht, was in Großbritannien auch mit einer verringerten Erwerbstätigkeit und einem niedrigeren Vermögen der Mobbing-Opfer korreliert ist. In Deutschland reduzierte sich das persönliche Mobbing während der Pandemie, gleichzeitig nahm jedoch Cybermobbing zu. Diese Entwicklung könnte mit der erhöhten Nutzung digitaler Medien während der Isolation zusammenhängen.
Cybermobbing und seine Folgen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in einer umfassenden Studie festgestellt, dass etwa 15 % der Jugendlichen Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht haben. Dies beinhaltet 15 % der Jungen und 16 % der Mädchen. Die Daten, die aus einer Untersuchung von rund 279.000 Jugendlichen in 44 Ländern stammen, zeigen, dass der Trend zum Cybermobbing seit 2018 ansteigt, während Mobbing in Schulen weitgehend stabil geblieben ist. „Der Anstieg von Cyber-Mobbing ist besorgniserregend und erfordert dringende Maßnahmen zur Verbesserung der emotionalen Intelligenz und sozialen Interaktionen“, so die WHO in ihrem Bericht WHO Europa.
Die psychologischen Auswirkungen von Mobbing sind gravierend. Opfer leiden oft an tiefen seelischen Narben, die möglicherweise auch langfristige volkswirtschaftliche Folgen nach sich ziehen. Ein Positionspapier der WHO fordert daher die Schaffung gesünderer Online-Umgebungen für Kinder, um sie vor den Gefahren des Cybermobbings zu schützen.
Maßnahmen zur Prävention
Forschung und Aufklärungsmaßnahmen sind unerlässlich, um das Thema Mobbing, insbesondere Cybermobbing, im Bildungssektor zu thematisieren. Neben der digitalen Kompetenz müssen Lehrkräfte und Schulen geeignete Konzepte entwickeln, um Schüler angemessen zu betreuen. Insbesondere die stark variierende Betreuung während der Pandemie hat gezeigt, wie wichtig ein starker Fokus auf die psychische Gesundheit junger Menschen ist.
In der Diskussion um Mobbing wird auch die Notwendigkeit eines verbesserten Umgangs mit digitalen Medien hervorgehoben. Ein erheblicher Teil der Schüler gibt an, cyberpsychische Gewalt erfahren zu haben. Maßnahmen zur Emotionsregulierung sind dringend notwendig, um ein positives Miteinander zu fördern. Laut RKI ist die Thematik aktueller denn je und erfordert ein gemeinsames Handeln von Politik, Schulen und Gesellschaft.