In Cottbus hat die Polizei eine Serie von Auto-Brandstiftungen identifiziert, die im Sommer 2024 begann. Prof. Dr. Thomas Fischer und seine Studierenden untersuchen im Rahmen des einzigartigen Zertifikatsstudiengangs für Brandermittlung an der Brandenburgischen Technischen Universität sechs dieser 26 Brände. Ziel der Seminarübung ist die Erstellung eines Täterprofils, um mögliche Muster und Motive zu analysieren.

Die Studierenden füllen zunächst eine Tabelle an der Tafel aus, um wesentliche Daten wie Tatort, Tatzeit, Tatobjekt und Tätereigenschaften zu vergleichen. Prof. Fischer betont hierbei, dass bei der Fallanalyse nicht spekuliert werden darf. Da keine offiziellen Daten von der Polizei zur Verfügung stehen, nutzen die Seminarteilnehmer hauptsächlich Zeitungsberichterstattung als Informationsquelle. Unterstützung erhält das Team von Harry Jäkel, einem pensionierten LKA-Ermittler, der sein Fachwissen einbringt.

Geografische Analyse und Hypothesen

Ein spezieller Schmerzpunkt in dieser Untersuchung ist, dass ein einzelner Fall nicht der Serie zugeordnet werden kann. Dennoch erfolgt eine geografische Auswertung der abgebrannten Fahrzeuge, um beim Erkennen von Mustern zu helfen. Mit Hilfe eines Beamers zeigt Prof. Fischer die Ergebnisse und identifiziert besonders betroffene Ortsteile in Cottbus, während die Studierenden Fragen stellen und Prognosen entwerfen.

Eine Hypothese, die in der Diskussion auftaucht, sieht einen Pyromanen, der aus Suchtdruck Autos anzündet, als unwahrscheinlich an. Diese Ermittlungen sind Teil einer breiteren Schwierigkeit in der Brandursachenermittlung, die zu den komplexesten Aufgaben bei der Polizei zählt. Das Expert*innen-Team um Prof. Fischer vermittelt im Zertifikatsstudium die Grundlagen der Brandermittlung.

Ausbildung und Herausforderungen

Die Ausbildung zum Brandursachenermittler in Deutschland ist nicht einheitlich geregelt, was laut brandermittlung.net zu großen Unterschieden in der Qualität führt. Es fehlen klare Vorgaben und Richtlinien zu Ausbildung, Qualifikationen und Methodik in diesem Berufsfeld. Die Qualifikation des einzelnen Sachverständigen ist entscheidend, da es keine Mindestvoraussetzungen für Gutachter gibt.

In anderen Ländern, wie den USA, existieren international anerkannte Standards für die Qualifikation und Ausbildung von Brandermittlern. In Deutschland hingegen kommen häufig veraltete Methodiken zur Anwendung. Zudem müssen Ermittler überdurchschnittliche Kenntnisse in Bereichen wie Kriminalistik, Tatortarbeit und Brandphysik mitbringen, um effektive Ergebnisse liefern zu können.

Brandstiftungen in der Wirtschaft

Die Brisanz des Themas Brandstiftung ist nicht nur auf private Bereiche beschränkt, sondern betrifft auch Unternehmen. Wie brandermittlung-fds.de berichtet, nehmen Brandstiftungen durch Mitarbeiter in Unternehmen in entwickelten Industrieländern zu. Ungefähr 86 Prozent der Unternehmen betrachten wirtschaftskriminelle Handlungen, einschließlich Brandstiftungen, als ernstzunehmendes Problem.

Berichten zufolge waren bei aufgeklärten Fällen fast drei Viertel der Täter Mitarbeiter des Unternehmens. Rund 90 Prozent der Unternehmen fürchten zudem, dass das Ausmaß der Brandstiftungen gleich bleibt, während 60 Prozent sogar mit einer Steigerung rechnen. Diese alarmierenden Statistiken verdeutlichen die Notwendigkeit, sowohl die Qualifikationen der Brandermittler zu verbessern als auch die Präventionsmaßnahmen in Unternehmen zu verstärken.