Die Diskussion über eine mögliche Fusion zwischen der Commerzbank und UniCredit nimmt an Fahrt auf, jedoch fordert die Commerzbank klare Bedingungen, bevor Gespräche beginnen können. Gemäß einem aktuellen Bericht des Tagesspiegels möchte die Commerzbank lediglich auf Basis eines schriftlichen Vorschlags mit UniCredit über eine Übernahme sprechen. Eine Sprecherin der Commerzbank stellte fest, dass bisher kein solcher Vorschlag vorliegt.

Im Rahmen früherer Interaktionen lehnte die Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp im November 2022 eine Einladung von UniCredit-Chef Andrea Orcel ab. Orcel hatte seine Vision für ein fusioniertes Institut während einer Konferenz in London vorgestellt und Themen wie einen möglichen Stellenabbau und den Standort einer künftigen Zentrale angesprochen. Statt eines persönlichen Treffens, das Orcel anregte, forderte Orlopp einen schriftlichen Vorschlag, was zeigt, dass die Verhandlungen unter einem angespannten Stern stehen.

Kritik und Widerstand

Die Commerzbank gilt seit Jahren als Übernahmekandidat, mit UniCredit als Hauptinteressent. Die Bank hat eine Bilanzsumme von 560 Milliarden Euro, während die Marktkapitalisierung bei etwa 17 Milliarden Euro liegt. Zum Vergleich: UniCredit hat eine Marktkapitalisierung von fast 60 Milliarden Euro, während führende US-Banken hohe Billionenbeträge aufweisen (Tagesschau). Dies hat zu Diskussionen über die Schaffung eines europäischen Bankenriesen geführt.

Dennoch gibt es Widerstand gegen die Übernahme. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete die mögliche Übernahme als „unfreundlich“, und auch Politiker wie Hessens Ministerpräsident Boris Rhein warnen vor einem „Ausverkauf der deutschen Flagschiffe“. Gewerkschaften und der Betriebsrat der Commerzbank äußern ebenfalls Bedenken hinsichtlich des Erhalts von Arbeitsplätzen und der Rolle der Bank als kritischen Finanzierer des Mittelstands. Christoph Schalast, ein Rechtsanwalt, betont, dass der Verlust der Commerzbank als wichtiger Mittelstandsfinanzierer gravierende Auswirkungen hätte.

Politische Implikationen

Die Bundesregierung und Wirtschaftsvertreter sehen die Commerzbank als wichtig für den Mittelstand in Deutschland an. Die Gewerkschaft ver.di fordert sogar eine Erklärung der Commerzbank als Teil der kritischen Infrastruktur. Darüber hinaus muss die Europäische Zentralbank genehmigen, ob UniCredit ihre Anteile auf bis zu 29,9 Prozent aufstocken darf, und bei einem Übernahmeangebot ab 30 Prozent sind die restlichen Aktionäre zu informieren.

Ein positiver Aspekt einer möglichen Fusion könnte die Etablierung einer der zweitgrößten Banken in Europa sein, mit einer kombinierten Marktkapitalisierung von 76 Milliarden Euro. UniCredit-Chef Andrea Orcel gilt als strategisch versiert, was Hoffnungen weckt, dass eine Fusion positive Effekte haben könnte, jedoch bleibt abzuwarten, ob es dazu tatsächlich kommt.

Strategische Ausrichtung der Commerzbank

In Anbetracht der aktuellen Situation hat die Commerzbank ihre Strategie zur Kosten- und Komplexitätsreduktion verstärkt. Die Bank hat mehrere Niederlassungen und Repräsentanzen, darunter in Hongkong und Jakarta, aufgegeben und konzentriert sich auf die Eröffnung neuer Repräsentanzen in Regionen, die für den Handel wichtig sind, wie Marokko und Jordanien. Diese Entscheidung zeigt die strategische Neuausrichtung und den Drang, sich in einem sich wandelnden wirtschaftlichen Umfeld zu behaupten (Commerzbank).

In diesem Zusammenhang hat die Commerzbank eine enge Kooperation mit der Österreichischen Erste Group etabliert, was den Kunden der Commerzbank den Zugang zu einer breiten Palette an Produkten und Infrastruktur ermöglicht. Während UniCredit als potenzieller Partner für Osteuropa erwähnt wird, bleibt die Erste Group nach wie vor der bevorzugte Partner der Commerzbank.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, ob die Commerzbank in der Lage ist, sich gegen die drohende Übernahme zu wehren und gleichzeitig ihre strategischen Ziele zu verfolgen.