Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) in Deutschland steht weiterhin auf der Kippe. Geplant war, dass die ePA im April 2025 bundesweit einsatzbereit sein sollte. Tagesschau berichtet, dass der Kassenärzte-Chef Andreas Gassen jedoch prognostiziert, dass es zu Verzögerungen kommen wird. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und beinhalten sowohl technische als auch sicherheitstechnische Herausforderungen.
Insbesondere in den Testregionen wurden erhebliche Probleme festgestellt. In der Hälfte der Praxen, die an den Tests teilnehmen wollten, fehlt die notwendige Software. Hersteller der Software sehen sich darüber hinaus Schwierigkeiten gegenüber, die hohen Anforderungen zu erfüllen. Hinzu kommen Sicherheitslücken, die vom Chaos Computer Club entdeckt wurden und erst durch die Bundesdatenschutzbeauftragte bestätigt geschlossen werden müssen. Diese Punkte müssen geklärt sein, bevor eine verpflichtende Einführung der ePA erfolgen kann, so Gassen.
Aktueller Stand der Testphase
Die ePA hat seit Mitte Januar 2025 in den Regionen Franken, Hamburg und Teilen von Nordrhein-Westfalen ihren Testbetrieb aufgenommen. Der ursprüngliche bundesweite Roll-Out war für Mitte Februar 2025 vorgesehen, musste jedoch wegen technischer Schwierigkeiten auf frühestens April verschoben werden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte versprochen, alle bekannten Sicherheitsmängel bis zur bundesweiten Einführung zu beheben.
Die ePA soll die Zusammenführung relevanter Patientendaten erleichtern. Ab Anfang 2025 wird sie daher automatisch allen gesetzlich Krankenversicherten zur Verfügung stehen, es sei denn, die Versicherten widersprechen aktiv. Ärzteblatt hebt hervor, dass Kassenärzte gesetzlich verpflichtet sind, die ePA zu befüllen, jedoch gibt es keine Kontrolle über die tatsächlich erfolgte Befüllung.
Widerspruchsrechte der Versicherten
Versicherte haben mehrere Widerspruchsmöglichkeiten, darunter die Benachrichtigung gegen die Anlage der ePA sowie gegen die Befüllung mit abrechnungsbezogenen Daten. Zudem können sie die vollständige Löschung ihrer ePA verlangen oder bestimmte Inhalte verbergen. Hiervon abgesehen können Patienten eigene Daten hochladen, wobei schadhafte Dateien automatisch blockiert werden.
Zukunftsausblick und Herausforderungen
Derzeit nutzt nur rund 1 % der gesetzlich Versicherten die ePA, mit dem Ziel, dass bis Ende 2025 etwa 80 % der Versicherten die digitale Akte verwenden. Über das Jahr 2025 hinaus sind weitere Entwicklungen geplant, darunter ein digitaler Medikationsprozess im Juli 2025 und eine Volltextsuche in der ePA ab 2026. Die Einführung birgt zudem die Herausforderung, dass Ärztinnen und Ärzte ihre IT-Systeme auf den neuesten Stand bringen müssen, um die ePA effektiv nutzen zu können.
Gassen hat auch einen Vorschlag zur Vergabe von Arztterminen durch gesetzliche Krankenkassen unterbreitet. Diese könnten ein Kontingent freier Termine selbst vermitteln, vorausgesetzt, dass gebuchte Termine zu 100 Prozent vergütet werden, auch wenn sie nicht wahrgenommen werden. Aktuellen Schätzungen zufolge werden 10 bis 20 Prozent der Buchungen nicht wahrgenommen, was sowohl für die Praxen als auch für wartende Patienten problematisch ist.
Der Fortschritt bei der elektronischen Patientenakte bleibt somit eine entscheidende Herausforderung für das Gesundheitswesen in Deutschland und wird weiterhin aufmerksam verfolgt.