Das Berliner Start-up Cantourage, unter der Leitung von CEO Philip Schetter, steht im Mittelpunkt eines sich rapide verändernden Marktes für medizinisches Cannabis in Deutschland. Trotz eines drastischen Kursverlusts von rund 75 Prozent seit dem Börsengang im Herbst 2022 bleibt das Unternehmen optimistisch. Die seit dem 1. April 2024 geltende Teillegalisierung von Cannabis wird als bedeutsamer Impuls für die Branche angesehen, da Ärzte und Apotheker nun offener für die Verschreibung von Cannabis-Medikamenten sind. Diese Entwicklung könnte den Aufbau eines Milliardenmarktes für medizinisches Cannabis in den kommenden zwei bis drei Jahren unterstützen.
Im Jahr 2024 erzielte Cantourage einen Umsatz von 51,4 Millionen Euro, was einem beeindruckenden Anstieg von 118 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Umsatzprognosen, die zwischen 46 und 50 Millionen Euro lagen, wurden somit deutlich übertroffen. Hintergrund dieses Wachstums ist eine steigende Nachfrage nach Cannabisblüten, sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien. Im Dezember 2024 erreichte der Umsatz mit 8,5 Millionen Euro einen neuen Höchstwert.
Marktentwicklung und Prognosen
Die Prognosen für 2025 zeigen weiteres Potenzial: Ein Umsatz von 66,6 Millionen Euro und ein EBITDA von 6,7 Millionen Euro werden erwartet. Die Analysten von Montega und Nuways empfehlen die Aktie von Cantourage zum Kauf und haben das Kursziel auf 11,50 Euro angehoben. Der Anteil der frei handelbaren Aktien beträgt etwa 28 Prozent; die Gründergehälter und das VC Big Health halten zusammen 72 Prozent.
Die Liberalisierung hat nicht nur den Umsatz angekurbelt, sondern auch die Importe von medizinischem Cannabis in Deutschland steigen lassen. Im dritten Quartal 2024 stiegen die Importzahlen um mehr als 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, was auf eine wachsende Akzeptanz und Nachfrage hinweist. Bis zum Ende des dritten Quartals wurden total 20,1 Tonnen Cannabis für medizinische Zwecke eingeführt, was einem Anstieg von 140 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Strategische Expansion und Herausforderungen
Cantourage ist bereits in Polen aktiv und plant, seine Marktpräsenz auf Frankreich, Spanien und Italien auszudehnen. Gleichzeitig wird das Unternehmen seine Telemedizin-Plattform www.telecan.de im kommenden Jahr neu auflegen. Diese Schritte sind Teil des strategischen Ziels, die Effizienz zu steigern und Profitabilität zu erhöhen.
Dennoch gibt es Herausforderungen am Horizont. Politische Risiken bestehen, insbesondere durch mögliche Rücknahmen der Teilliberalisierung nach der Bundestagswahl. CSU-Chef Markus Söder hat diese Reform bereits scharf kritisiert, was die Stabilität der aktuellen Entwicklungen in Frage stellen könnte.
In der breiteren europäischen Perspektive dominiert Kanada den Export von Cannabis nach Deutschland und kann einen Anstieg um 72 Prozent im dritten Quartal verzeichnen. Auch Israel und Australien beobachteten Interessenskonflikte im internationalen Handel, was die Marktbedingungen weiter kompliziert. Trotz dieser Herausforderungen erweist sich der Markt für medizinisches Cannabis als widerstandsfähig, da neue Patienten und eine wachsende Nachfrage den Zugang zu medizinischem Cannabis verbessern.
Die Cantourage Group SE bleibt somit ein spannendes Beispiel im aufstrebenden Cannabismarkt, das nicht nur durch bemerkenswerte Umsatzzuwächse glänzt, sondern auch durch strategische Weitsicht und Anpassungsfähigkeit an die sich verändernden regulatorischen Rahmenbedingungen.
Mehr zu den finanziellen Ergebnissen von Cantourage finden Sie in einem detaillierten Bericht von Cantourage. Zudem liefert Business of Cannabis interessante Einblicke in die Gesamtentwicklung des Marktes für medizinisches Cannabis in Deutschland.
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