Ein Bündnis aus 14 Organisationen hat heute ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen gefordert, um sowohl den Klimaschutz zu fördern als auch Leben zu retten. Zu den Unterstützern zählen namhafte Einrichtungen wie Greenpeace, die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und der Verkehrsclub Deutschland. Der Mobilitätsforscher Stefan Gössling von der Universität Lund hat wissenschaftlich untermauert, dass ein Tempolimit auf Landstraßen in Frankreich zu einer signifikanten Reduktion tödlicher Unfälle geführt hat. Eine Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf 130 km/h auf deutschen Autobahnen könnte zudem zu jährlichen Einsparungen von bis zu 950 Millionen Euro führen, so die Organisationen.
Die Diskussion, die in der Öffentlichkeit zunehmend an Fahrt gewinnt, wird von verschiedenen Aspekten dominiert. Michael Mertens von der GdP verdeutlicht die Bedeutung von Geschwindigkeitsbeschränkungen für die Sicherheit und den Arbeitsschutz der Polizei. Kerstin Haarmann vom Verkehrsclub Deutschland weist darauf hin, dass die Zahl der täglichen Verkehrstoten in Deutschland alarmierende Ausmaße erreicht hat. Durch langsameres Fahren ließen sich potenzielle Unfälle vermeiden.
Wachsende Zustimmung in der Bevölkerung
Die Zustimmung zum Tempolimit hat in den letzten Jahren zugenommen. Laut einer Umfrage sind 55% der ADAC-Mitglieder für ein Tempolimit. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) berichtet sogar von einer Zustimmung von 63%. Das Umweltbundesamt schätzt, dass ein Tempolimit auf Autobahnen sowie eine Absenkung auf 80 km/h außerhalb geschlossener Ortschaften jährlich bis zu 11,7 Millionen Tonnen CO2 einsparen könnte.
Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND, bezeichnet das Tempolimit als eine sozial verträgliche und sofort wirksame Maßnahme zur CO2-Reduktion. Der BUND fordert ein generelles Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen, 80 km/h auf Landstraßen und 30 km/h innerorts. Dieses Anliegen ist besonders drängend, da Deutschland das einzige große Land ohne allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung auf seinen Autobahnen ist.
Klimaschutz und Unfallverhütung
Wissenschaftliche Studien belegen die positiven Effekte eines Tempolimits auf Klima und Verkehrssicherheit. Ein Tempolimit von 120 km/h könnte den CO2-Ausstoß um bis zu 8 Millionen Tonnen pro Jahr reduzieren. Dies würde bedeuten, dass bis 2030 insgesamt etwa 47 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden könnten. Um eine vergleichbare Menge CO2 zu reduzieren, müssten sämtliche Kraftfahrzeuge in Niedersachsen drei Jahre lang stillstehen.
Zusätzlich könnte ein Tempolimit den Verbrauch von Benzin und Diesel um 3,2 Milliarden Liter jährlich senken, was die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern würde. Zu hohe Geschwindigkeiten sind häufig die Ursache schwerer Unfälle auf deutschen Autobahnen. Ein Tempolimit könnte die Anzahl und Schwere der Unfälle mindern, da geringere Geschwindigkeiten zu kürzeren Bremswegen führen.
Weitere Vorteile eines Tempolimits
Das Tempolimit würde nicht nur die Sicherheit erhöhen und die Umwelt entlasten. Es könnte auch den Verkehrsfluss verbessern und Stauereignisse reduzieren. Eine Umfrage zeigt, dass 76 Prozent der Deutschen Straßenverkehrslärm als unangenehm empfinden; durch niedrigere Geschwindigkeiten würde auch dieser Lärm reduziert. Außerdem könnte die Einführung eines Tempolimits die Luftqualität deutlich verbessern, da die Emissionen von Stickoxiden und Feinstaub um bis zu 28 Prozent gesenkt würden.
Die Umsetzung eines generellen Tempolimits wäre kostengünstig und unkompliziert, da lediglich die Straßenverkehrsordnung geändert und neue Verkehrsschilder aufgestellt werden müssten. All diese Aspekte führen zu der Frage, ob die neue Bundesregierung bereit ist, diesen Forderungen nachzukommen und ein Tempolimit zu etablieren.
In Anbetracht der positiven Auswirkungen auf Sicherheit, Umwelt und Verkehrsauswirkungen ist die Forderung nach einem Tempolimit nicht nur rational, sondern auch gesellschaftlich notwendig.