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Bürokratie bremst Aquakultur: DFV fordert Entlastung für Fischer

Der Deutsche Fischereiverband (DFV) fordert anlässlich des Deutschen Fischereitags in Hamburg eine Entbürokratisierung der Aquakultur, um deren Wachstum zu fördern und die bedrohten Fischbestände zu schützen, da rechtliche Vorgaben die Muschelproduktion in Schleswig-Holstein und die nachhaltige Entwicklung der Branche behindern.

Der Deutsche Fischereiverband (DFV) hat kürzlich in Hamburg auf ein drängendes Problem aufmerksam gemacht, das das Wachstum der Aquakulturbranche hemmt: die übermäßige Bürokratie. Am Dienstag begann der Deutsche Fischereitag, ein wichtiges Branchentreffen, bei dem der Verband seine Forderung nach einer Entbürokratisierung erneuerte. Laut DFV behindern rechtliche Vorgaben, insbesondere im Wasser-, Naturschutz- und Fischseuchenrecht, die Entwicklung der Aquakultur in Deutschland. Dabei wird darauf hingewiesen, dass das volle Potenzial der Muschelproduktion in Schleswig-Holstein nicht ausgeschöpft werden kann.

Der Grund für diese Situation liegt nicht nur in den strengen Auflagen, sondern ebenso in der wachsenden Bedrohung durch Fischfresser, wie Kormoran, Otter und Biber, die nicht ausreichend abgewährt werden können. Diese Faktoren stellen nicht nur eine Herausforderung für die Aquakultur dar, sondern gefährden auch den Bestand in den Gewässern. Die Relevanz dieser Thematik ist nicht zu unterschätzen, besonders vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung der Aquakultur für die Ernährungssicherheit.

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Aquakultur und ihre Herausforderungen

Aquakultur bezeichnet die kontrollierte Zucht von verschiedenen Wasserlebewesen wie Forellen, Karpfen und Muscheln. Ein aktueller Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen zeigt, dass die weltweite Produktion von Aquakulturprodukten mittlerweile die von Wildfisch übersteigt. Trotz dieser globalen Entwicklung hinkt Deutschland hinterher: Im vergangenen Jahr wurden hierzulande lediglich rund 35.200 Tonnen Aquakulturprodukte hergestellt. Dieser Wert stagnierte im Vergleich zu 39.200 Tonnen im Jahr 2011.

Besonders in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Bayern und Niedersachsen konzentrieren sich die meisten Aquakulturbetriebe, doch die Tatsache, dass die Hochsee- und Küstenfischerei im letzten Jahr annähernd 157.000 Tonnen Fisch, Krustentiere und Weichtiere an Land brachte, weist deutlich auf ein Ungleichgewicht hin. Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein verzeichneten die meisten Anlandungen von Fang.

Der DFV hat betont, dass die Aquakultur für Deutschland eine essenzielle Rolle in der künftigen Nahrungsmittelproduktion spielen könnte. Angesichts der Herausforderungen, die durch Bürokratie und Umwelteinflüsse entstehen, ist eine Modernisierung des rechtlichen Rahmens unumgänglich. Der Verband vertritt nach eigenen Angaben bis zu einer Million Fischer und Angler, die alle darauf angewiesen sind, dass die Rahmenbedingungen für ihre Branche verbessert werden.

Das bundesweite Branchentreffen, das am Donnerstag endet, setzt sich Schwerpunkte in den Bereichen Ernährungssicherheit, Transformation der Fischerei und die Rolle von Fisch in einer klimagerechten Ernährung. Diese Themen sind nicht nur für die Industrie, sondern auch für die Gesellschaft von Bedeutung, da sie Einblicke in die künftigen Herausforderungen und Chancen der Aquakultur geben.

Die Zukunft der Aquakultur im Blick

Die wachsende Bedeutung der Aquakultur ist nicht nur eine globale Entwicklung, sondern spiegelt auch einen Wandel im Umgang mit natürlichen Ressourcen wider. Angesichts der steigenden Weltbevölkerung und der damit verbundenen Nachfrage nach Nahrungsmitteln könnte eine optimierte und entbürokratisierte Aquakultur erheblich zur Lösung von Versorgungsproblemen beitragen. Der DFV hebt hervor, dass es dringend an der Zeit sei, die richtigen Impulse zu setzen, um das volle Potenzial der Aquakultur in Deutschland zu entfalten.

Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Forderungen nach einer Entbürokratisierung und die damit verbundenen Reformen in die Tat umgesetzt werden können. Wenn der rechtliche Rahmen modernisiert wird, könnte dies nicht nur der Aquakultur, sondern auch der gesamten Fischereiwirtschaft neue Perspektiven eröffnen, die dringend benötigt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.

Herausforderungen und rechtliche Rahmenbedingungen

Die Aquakultur in Deutschland sieht sich einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber. Neben dem bereits erwähnten Wasser-, Naturschutz- und Fischseuchenrecht müssen Aquakultur-Betriebe auch komplexe Genehmigungsverfahren durchlaufen. Diese bürokratischen Hürden führen dazu, dass Unternehmer oft lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, um mit ihren Produktionen zu beginnen oder zu expandieren. Laut einer Umfrage des DFV haben über 70 Prozent der Betriebe angegeben, dass bürokratische Hürden ihre Wachstumspläne erheblich einschränken.

Ein zusätzlicher Aspekt ist der stark umkämpfte Markt, in dem das Preisniveau durch internationale Konkurrenz, insbesondere aus Asien, gedrückt wird. Die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit deutscher Aquakulturen macht es schwierig, innovative Ansätze zu entwickeln und in neue Technologien zu investieren.

Nachhaltigkeit und die Rolle der Aquakultur

Die Aquakultur wird zunehmend auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrachtet. Naturwissenschaftliche Studien verdeutlichen, dass Aquakultur, wenn sie nachhaltig betrieben wird, ein wichtiges Potenzial zur Entlastung von Wildfischbeständen bietet. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat in ihrem Weltfischereibericht betont, dass eine verantwortungsvolle Aquakultur zur Verbesserung der globalen Ernährungssituation beitragen kann.

Ökologisch nachhaltige Methoden, wie die polyculture (Beetgemeinschaften), ermöglichen eine effizientere Nutzung von Ressourcen und reduzieren den Bedarf an Fischfutter, das aus Wildbeständen gewonnen wird. Diese Ansätze könnten auch in Deutschland stärker gefördert werden, um die lokale Produktion zu steigern und gleichzeitig ökologische Fußabdrücke zu minimieren.

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