In Bruchhausen-Vilsen stehen die Verantwortlichen vor einer Herausforderung: Der Brokser Heiratsmarkt, eines der größten Volksfeste in Norddeutschland, benötigt dringende Unterstützung. Hermann Hamann, SPD-Politiker, kündigte an, dass nur noch 217 Tage bis zum nächsten Markt vergehen. Marktmeister Ralf Rohlfing präsentierte den angespannten finanziellen Hintergrund der Veranstaltung, der trotz eines geplanten Ergebnisses von 3.200 Euro Plus, durch Preissteigerungen und Lohnerhöhungen belastet ist. Vor der Corona-Pandemie war der Heiratsmarkt kostendeckend, nun sind die Herausforderungen größer denn je. Die Finanzierungsbeiträge sollen sich auf 479.100 Euro Einnahmen und 475.900 Euro Aufwendungen belaufen, jedoch hat sich die finanzielle Basis in den letzten Jahren erheblich verändert. Der Flecken Bruchhausen-Vilsen wird sich mit 160.000 Euro an den Kosten beteiligen.

Die größte Sorge melden die Schausteller, wie Lars Stummer, der befürchtet, dass bei weiterem Rückgang von Einnahmen sowohl Beschicker verloren gehen als auch die Qualität der Veranstaltung leiden könnte. Während der Haushaltsplan bei einer Enthaltung befürwortet wird, äußerten Bernd Garbers (SPD) und Ulf Schmidt (Die Grünen) scharfe Kritik an den hohen Zuschüssen und der Notwendigkeit, die Kosten für das kommende Jahr frühzeitig anzukündigen. Martina Claes (SPD) warnte ebenfalls vor weiter steigenden Zuschüssen.

Ein Markt mit Tradition und hohen Besucherzahlen

Der Brokser Heiratsmarkt zieht jährlich rund 400.000 Besucher an und bietet ein buntes Programm, das von Feiern in Festzelten bis hin zu traditionellen Pferdemärkten reicht. Bekannte Aktivitäten sind darunter auch die beliebten Spaßtrauungen sowie die Junggesellenversteigerung. Das Fest, das in diesem Jahr vom 22. bis 26. August stattfindet, feiert sein 380. Jubiläum. Besondere Highlights sind der festliche Umzug am zweiten Veranstaltungstag, der nach fünf Jahren Pause wieder stattfinden soll, sowie diverse Wettbewerbe, bei denen Schulen, Kindergärten, Firmen und Einzelpersonen prämiert werden können.

Die finanziellen Einnahmen setzen sich im Wesentlichen aus Standmieten (237.000 Euro), Umlagen für Werbung (35.000 Euro) und weiteren Gebühren zusammen, während die größten Aufwendungen durch Personalkosten (177.200 Euro) und Mieten (80.000 Euro) entstehen. Hermann Hamann betont, dass die Lösung für die chaotische Haushaltslage in einer moderaten Erhöhung der Standgelder liegen könnte. Informationen und Bewerbungen sind unter www.brokser-heiratsmarkt.de erhältlich.

Volksfeste als wirtschaftliche Faktoren

Die Bedeutung des Brokser Heiratsmarktes ist nicht nur traditionell, sondern auch wirtschaftlich bedeutend. Eine aktuelle Studie des Deutschen Schaustellerbundes zeigt, dass Volksfeste in Deutschland, mit einer Besucherzahl von 198,4 Millionen und einem Umsatz von 6,51 Milliarden Euro, eine zentrale Rolle in der Wirtschaft spielen. Der Anstieg bei den Betriebskosten sowie der Bedarf an Nachhaltigkeit sind Herausforderungen, die auch den Brokser Heiratsmarkt betreffen. Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, hebt hervor, dass viele Volksfeste mittlerweile auf grünen Strom umsteigen und die Gäste umweltfreundliche Anreiseoptionen nutzen.

Für die Veranstalter in Bruchhausen-Vilsen ist es daher essenziell, diese Entwicklungen im Blick zu behalten und auf die sich verändernden Rahmenbedingungen zu reagieren. Die Kombination aus Tradition und wirtschaftlicher Notwendigkeit macht den Brokser Heiratsmarkt zu einem wichtigen Punkt in der Diskussion um die Zukunft der Volksfeste in Deutschland.

Weser Kurier berichtet über die Herausforderungen, die vor dem Brokser Heiratsmarkt stehen. Ausführliche Einblicke bietet auch der Podcast Kreis und Quer. Zudem zeigt der Deutsche Schaustellerbund, welche wirtschaftlichen Auswirkungen Volksfeste insgesamt in Deutschland haben.