Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) hat einen Aufruf gestartet, um Opfer oder Zeugen von sexualisierter Gewalt in der Martin-Luther-Gemeinde in Bremen-Findorff aus den 1960er Jahren zu finden. Die Rückkehr zu diesen schmerzhaften Vorfällen erfolgt im Kontext eines gemeldeten Falls, bei dem ein Mitarbeiter der Gemeinde, der in der Jugendarbeit tätig war, beschuldigt wird, seine Position für sexuelle Übergriffe ausgenutzt zu haben. Diese Informationen wurden von Weser-Kurier berichtet, wobei die BEK betont, dass der Aufruf nicht strafrechtlicher Natur ist, da die Taten juristisch verjährt sind.
Neben dem bereits bekannten Opfer vermutet die Kirchengemeinde, dass es weitere Betroffene geben könnte. Ein Jugenddiakon in Ausbildung, der damals Veranstaltungen für Jugendliche organisierte, steht im Zentrum der Anschuldigungen. Er soll grenzverletzendes Verhalten und sogar sexuelle Übergriffe ausgeübt haben, bevor er 1966 die Gemeinde verließ. Missbrauchsbeauftragte Nancy Janz erklärte, dass die BEK die Vorfälle vollständig aufklären möchte, um potenziellen weiteren Betroffenen zu helfen, wie auch von evangelisch.de berichtet.
Aufruf zur Meldung
Die BEK hat eine Meldestelle für sexualisierte Gewalt eingerichtet. Diese wurde am 1. Mai 2022 ins Leben gerufen und ist seit Anfang 2023 in vollem Umfang besetzt. Es ist für alle kirchlichen Mitarbeiter verpflichtend, Hinweise auf sexualisierte Gewalt zu melden. Im Zeitraum von 1996 bis 2023 wurden elf Meldungen abgehandelt. Im Jahr 2024 kamen bereits 18 Meldungen hinzu, was die Dringlichkeit und das wachsende Vertrauen in die Institution verdeutlicht.
Die Martin-Luther-Gemeinde hat ein Anliegen, ein sicherer Ort für alle Anwesenden zu sein. Betroffene oder Hinweisgeber sind eingeladen, sich zu melden, um Informationen zu teilen. Sie können dies telefonisch unter 0151 / 75601310 oder per E-Mail an nancy.janz@kirche-bremen.de tun. Alle Gespräche werden vertraulich behandelt.
Kontext der Aufarbeitung
Der Aufruf und die Bemühungen der BEK stehen im Einklang mit den jüngsten Entwicklungen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland. Laut evangelisch.de gibt es neue Ergebnisse der ForuM-Studie, die die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Kirche analysiert. Die Kirchen reagieren auf die Studienergebnisse, jedoch gibt es Unterschiede im Tempo der Umsetzung von Maßnahmen aufgrund der Vielzahl von Strukturen innerhalb der Evangelischen Kirche.
Insgesamt verdeutlichen diese Entwicklungen eine verstärkte Sensibilisierung und ein wachsendes Engagement von Seiten der Bremischen Evangelischen Kirche, um sexualisierte Gewalt aufzuarbeiten und ein sicheres Umfeld zu schaffen. Die Gemeinde hofft, durch diesen Aufruf nicht nur weiteren Betroffenen zu helfen, sondern auch das Vertrauen in ihre Institution nachhaltig zu stärken.