Im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat die von Ruanda unterstützte Rebellengruppe M23 große Teile der Stadt Goma eingenommen. Diese Entwicklung ist Teil eines aggressiven Marsches der M23, die plant, bis zur Hauptstadt Kinshasa vorzurücken. Berichten zufolge hat die Gruppe nicht nur Goma, sondern auch mehrere Dörfer in der Region Süd-Kivu unter ihre Kontrolle gebracht, was die humanitäre Lage dramatisch verschärft. Goma, die größte Stadt im Osten des Landes und Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu, ist seit Freitag ohne Strom und Wasser.

Corneille Nangaa, der Anführer der M23, erklärt, dass die Gruppe in Goma bleiben wolle und den Vorstoß nach Kinshasa fortsetzen will. Der Ruandische Botschafter Vincent Karega bekräftigte, dass der Fortschritt der M23 weitergehen werde. Dies geschah parallel zu einem energischen Gegenschlag, den der kongolesische Präsident Félix Tshisekedi angekündigt hat. In einer Fernsehansprache prangerte Tshisekedi die Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft an und erneuerte Vorwürfe gegen Ruanda, das die M23 als „Marionetten von Kigali“ bezeichnete.

Internationale Reaktionen und humanitäre Krise

Die Situation in Goma hat auch internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Jean-Noël Barrot, der französische Außenminister, fordert den Rückzug ruandischer Truppen aus dem Ostkongo, während US-Außenminister Marco Rubio seine tiefe Besorgnis über die Eskalation des Konflikts zum Ausdruck brachte. Demonstranten in Kinshasa haben bereits die französische Botschaft angegriffen, was die angespannte Lage verdeutlicht.

Berichten zufolge wurden bei den Kämpfen in Goma über hundert Menschen getötet und fast tausend verletzt. M23 und ruandische Soldaten kontrollieren mittlerweile das Stadtzentrum von Goma, und viele kongolesische Soldaten haben sich ergeben. Die humanitäre Lage bleibt kritisch; Plünderungen und Nahrungsmangel sind weit verbreitet, und mehr als drei Millionen Zivilisten und humanitäre Helfer sind von den Kämpfen betroffen. Das Welternährungsprogramm musste aufgrund der Gewalt seine Nothilfe vorübergehend einstellen.

Hintergrund und regionaler Kontext

Die Ostkongolesische Grenzregion ist seit dem Völkermord in Ruanda 1994 instabil. M23 wird seit 2021 als die stärkste bewaffnete Gruppe im Osten des Kongo angesehen und hat in den vergangenen drei Wochen etwa 400.000 Menschen vertrieben. Die Gruppe wird zudem für Morde und massenhafte Vergewaltigungen verantwortlich gemacht. Der UN-Sicherheitsrat hat in einer Sondersitzung über die Situation beraten, und UN-Generalsekretär António Guterres forderte Ruanda auf, die Unterstützung für die M23 einzustellen.

Ein Blick auf die Region zeigt, dass Kongo ein bedeutender Produzent von Coltan ist, das für die Elektroindustrie unerlässlich ist. M23 kontrolliert den Abbau dieses wichtigen Rohstoffs in den eroberten Gebieten, was die geopolitischen Spannungen weiter anheizt. Während die Region auf ein mögliches Blutbad unter freiem Himmel zusteuert, warnte die kongolesische Außenministerin Thérèse Kayikwamba Wagner vor einer „Kriegserklärung“ durch das Eindringen ruandischer Soldaten.

Die komplexe Situation im Kongo erfordert schneller Hilfsmaßnahmen seitens der internationalen Gemeinschaft, um das drohende Unheil abzuwenden und das Leiden der Zivilbevölkerung zu lindern. Während die Region weiterhin von Konflikten betroffen ist, bleibt die Suche nach einer friedlichen Lösung weiterhin eine Herausforderung.