Die humanitäre Situation im Westjordanland spitzt sich weiter zu. Laut einem Bericht der UN haben seit Januar bereits 44 Menschen infolge israelischer Militäroperationen im besetzten Gebiet ihr Leben verloren. Diese Operationen konzentrieren sich insbesondere auf die Regionen Jenin, Tulkarem und Tubas. Die Palästinenserflüchtlingshilfsorganisation UNRWA berichtet von einer alarmierenden Zunahme von Zwangsvertreibungen: Rund 40.000 Menschen mussten seit Anfang des Jahres ihre Heimat verlassen, was die Lage für die Zivilbevölkerung zunehmend prekär macht, insbesondere in den Flüchtlingslagern, die zuvor 76.600 Flüchtlinge beherbergten.
Die israelischen Streitkräfte führen durchgreifende Razzien durch, unter anderem in Jenin, wo mehrere Festnahmen stattfanden und zahlreiche Häuser abgerissen wurden. Diese militärischen Operationen werden als die umfassendsten seit der zweiten Intifada beschrieben. Bislang wurden 38 Luftangriffe im Westjordanland verzeichnet. Die UN warnte davor, dass die wiederholten militärischen Aktionen die nördlichen Flüchtlingslager unbewohnbar machen, wodurch humanitäre Hilfe dringend erforderlich wird.
Vorwürfe und menschenrechtliche Bedenken
UNRWA hat wiederholt die israelischen Behörden aufgefordert, Zivilisten und zivile Infrastrukturen zu schützen. Die Organisation hebt hervor, dass kollektive Bestrafung niemals akzeptabel ist. Besorgniserregend ist außerdem, dass UNRWA seit dem 30. Januar keinen Kontakt zu den israelischen Behörden mehr hat, was die Möglichkeit einschränkt, auf die leidenden Zivilisten hinzuweisen. Diese Situation gefährdet nicht nur die palästinensischen Flüchtlinge, sondern auch das Personal von UNRWA.
Im Kontext der anhaltenden Gewalt baut die internationale Gemeinschaft Druck auf, um die humanitäre Krise zu bewältigen. Die Krise wird durch langwierige Sicherheitsprobleme in der Region weiter verschärft, und die politische Einigung unter palästinensischen Fraktionen bleibt herausfordernd. Zudem kritisieren Menschenrechtsexperten die drohende Annexion von Teilen des Westjordanlandes als einen völligen Bruch des Völkerrechts.
Humanitäre Lage in Gaza
Ein weiterer Aspekt ist die kritische Lage in Gaza, wo die Bevölkerung weiterhin unter der Blockade leidet und der Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Wasser und Strom stark eingeschränkt ist. UNRWA hat in den letzten zwei Wochen Nahrungsmittelhilfe an 1,2 Millionen Menschen geleistet, wird aber vor weiteren Herausforderungen stehen. Die Sicherheitslage in Gaza bleibt fragil, und der israelische Verteidigungsminister hat das Militär angewiesen, sich auf mögliche neue Szenarien vorzubereiten.
Die humanitären Bedingungen sind auch in Gaza angespannt, da die COVID-19-Pandemie den Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen stark einschränkt. Schätzungen zufolge lebt ein erheblicher Teil der Bevölkerung in vulnerablen sozioökonomischen Verhältnissen, wobei die Arbeitslosenquote zwischen 60 und 80 Prozent schwankt. Die Auswirkungen der letzten Eskalationen sind noch lange nicht überwunden, und die internationale Gemeinschaft muss reagieren, um die Notlage zu lindern.
Für die Menschen im Westjordanland und Gaza bleibt die Situation extrem angespannt, und eine rasche Lösung ist notwendig, um weiteres Leid und Vertreibung zu verhindern. Die kommenden Verhandlungen über einen dauerhaften Frieden und humanitäre Hilfen sind entscheidend für die Stabilität in der Region.
UNRWA warnt, dass die humanitäre Hilfe zunehmend lebensnotwendig wird, und fordert die internationale Gemeinschaft auf, nicht nur kurzfristig zu handeln, sondern auch langfristige Lösungen zu finden, um die Rechte der Palästinenser zu schützen und ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
Für weiterführende Informationen zu den aktuellen Entwicklungen, können die Berichte von Al Jazeera, The New Arab und NRC konsultiert werden.