Die Auswirkungen wissenschaftlicher Konferenzen auf das Klima stehen zunehmend im Fokus der Forschung. Eine aktuelle Studie von Ruvn Fleiner, der im Herbst 2024 seinen Master in Klinischer Psychologie abgeschlossen hat, zeigt, dass hybride Formate eine effektive Möglichkeit darstellen, die CO2-Emissionen zu reduzieren, die durch Reisen zu solchen Veranstaltungen entstehen. Fleiner hat in seiner Masterarbeit mit dem Titel „Analyse zur Identifikation von handlungsleitenden Faktoren bei der Auswahl und Teilnahme an wissenschaftlichen Konferenzen in Zeiten des Klimawandels und digitaler Zusammenarbeit“ untersucht, wie Teilnehmer:innen ihre Reisen zu wissenschaftlichen Tagungen gestalten und welche Umweltauswirkungen dies hat. Der betreuende Professor, Lisa Warner, unterstützt die Notwendigkeit nachhaltiger Lösungen in der Wissenschaft.
Hintergrund ist, dass wissenschaftliche Tagungen hohe CO2-Emissionen verursachen, die überwiegend durch Flugreisen bedingt sind. Laut Fleiners Forschung entfallen 80 bis 96 Prozent der Emissionen auf Anreisen. 10 Prozent der Emissionen werden durch Unterkunft und 3 Prozent durch Verpflegung verursacht. Ein Vergleich der CO2-Emissionen der letzten Präsenzkonferenz der European Health Psychology Society im Jahr 2019 zeigt, dass 857 Wissenschaftler:innen insgesamt 1422 Tonnen CO2 produzierten, was der Emission von 142 durchschnittlichen EU-Haushalten pro Jahr entspricht.
Hybride Konferenzen als Lösung
Die Ergebnisse der Studie belegen, dass hybride Konferenzen, wie die in Bratislava (2022) und Bremen (2023), signifikante Einsparungen bei den CO2-Emissionen ermöglichen. Online-Teilnehmende in Bratislava konnten 97,3 Prozent und in Bremen 96,9 Prozent der Emissionen im Vergleich zu Präsenzteilnehmenden einsparen. Für die Zukunft wurden Emissionsprojektionen für Kongresse in Cascais (2024) und Groningen (2025) durchgeführt, um die Vorteile von zentral gelegenen Tagungsorten mit guter Bahnanbindung zu analysieren.
Ein internationales Forschungsteam aus der Astronomie hat ähnliche Erkenntnisse gesammelt. Laut dem Deutschlandfunk Nova waren im Jahr 2019 über 360 Astronomie-Konferenzen abgeschlossen, die zusammen mehr als 42.000 Tonnen CO2-Emissionen verursachten. Um die Auswirkungen zu verringern, empfehlen die Forschenden die Nutzung virtueller und hybrider Veranstaltungen, die an mehreren Ort verlinkt sind. Ein Beispiel aus der Vergangenheit zeigt, dass 70 Prozent der CO2-Emissionen bei einer Tagung der American Astronomical Society eingespart worden wären, wenn diese hybrid in verschiedenen Städten stattgefunden hätte.
Nachhaltigkeitsansätze der Konferenzen
Die Nachhaltigkeit von Konferenzen kann durch verschiedene Ansätze gesteigert werden. Eine Studie in der Fachzeitschrift Nature zeigt, dass eine Integration von Lebenszyklusanalysen und räumlichen Analysen entscheidend für die Bewertung der Umweltverträglichkeit von Konferenzen ist. Dabei werden sowohl direkte als auch indirekte Umweltauswirkungen betrachtet, angefangen bei der Anreise der Teilnehmenden bis hin zu Verpflegung und Unterkunft. Die Forschung verdeutlicht die Bedeutung von Hybridveranstaltungen, die sowohl persönliche Kontakte ermöglichen als auch die kohlenstoffbedingten Auswirkungen minimieren können.
Die Ergebnisse dieser Studien weisen darauf hin, dass das Einführen und Fördern hybrider und digitaler Formate in der Wissenschaft nicht nur den Austausch von Ideen verbessert, sondern auch einen Beitrag zur Verringerung der Klimabelastung leisten kann. Wissenschaftler:innen und Veranstalter stehen in der Verantwortung, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern und nachhaltige Lösungen zu implementieren, die dem Trends der digitalen Zusammenarbeit gerecht werden.