Am 6. Januar 2025 fand in Bremen die traditionelle Eiswette statt, ein Brauch, der seit 1829 besteht und ursprünglich von 18 Bremer Kaufleuten ins Leben gerufen wurde. Bei dieser einzigartigen Veranstaltung wird entschieden, ob die Weser zugefroren ist oder nicht. Auch in diesem Jahr verzichtete der Schneidermann auf eine Überfahrt mit der Schubkarre, sondern kam demonstrativ mit einem Boot der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGZRS) über die Weser. Die Lufttemperaturen lagen jedoch bei 11 Grad Celsius, sodass die Frage schnell beantwortet war – die Weser „geiht“ und ist nicht zugefroren.
Hunderte von Schaulustigen versammelten sich trotz des strömenden Regens am Weserufer, um das Spektakel mitzuverfolgen. Peter Lüchinger, der Schneidermann, der auch in diesem Jahr pünktlich zur Eiswette erschien, trug eine gelbe Warnweste und eine Schubkarre, die mit Sand gefüllt war. Mit einem Bügeleisen in der Hand überquerte er die Weser, wobei das Gewicht von 99 Pfund (44,5 kg) für den Schneider eine Bedingung war. Diese Scherze und das begleitende Programm umrahmten eine Veranstaltung, die nicht nur Tradition ist, sondern auch zahlreiche politische Reden umfasst, darunter Kritik an der Bundes- und Landespolitik, wie der Weser-Kurier berichtet.
Bedeutung und Geschichte der Eiswette
Die Eiswette wird seit 1928 am Dreikönigstag ausgerichtet. Seitdem wird im Rahmen der Veranstaltung auch Geld für die Seenotretter gesammelt, ein Anliegen, das im vergangenen Jahr mit einer Rekordsumme von rund 576.000 Euro belohnt wurde. Die Eiswettprobe findet traditionell am Sielwallanleger am Osterdeich statt und zieht jedes Jahr Hunderte von Gästen an, die gespannt auf den Ausgang der Wette warten. Die letzte vollständige Eisdecke auf der Weser gab es im Winter 1946/47, was die Spannung und das Interesse an dieser Tradition nur verstärkt.
Die Veranstaltung hat sich im Laufe der Jahre verändert. Vor drei Jahren wurden erstmals Frauen zum Eiswettfest zugelassen, und mittlerweile sind sie auch bei der Eiswette aktiv. Dies war ein wichtiger Schritt, um die lange bestehende Tradition aufzulockern. Die ersten drei Frauen nahmen vor zwei Jahren an der Eiswette teil, und in diesem Jahr dürfen sie sich bereits bei der Veranstaltung auf Gleichberechtigung freuen, was eine bedeutende Neuerung darstellt. Laut der Kreiszeitung erwartet man zwischen 800 bis 1.000 Teilnehmer beim bevorstehenden Eiswettfest am 18. Januar im Congress Centrum.
Ein Fest für die Gemeinschaft
Das Eiswettfest, in diesem Jahr ebenfalls im Congress Centrum geplant, umfasst nicht nur ein mehrgängiges Kohl- und Pinkel-Essen, sondern auch spannende Reden und eine Spendenaktion für die DGzRS. Die Veranstaltung hat nicht nur eine festliche, sondern auch eine wohltätige Komponente. Laut der Buten un Binnen ist der Schneidermann eine zentrale Figur, die sowohl für den Humor als auch für den Ernst der Veranstaltung steht.
Die Eiswette in Bremen ist also nicht nur ein einzigartiges Schauspiel, sondern auch ein Zeichen für Gemeinschaft und Tradition, das Jahr für Jahr von zahlreichen Besuchern gefeiert wird.