Bremen

Ehrenmord oder Femizid: Die Debatte um die richtige Bezeichnung

Ein 24-jähriger Mann soll in Bremen seine Schwester getötet haben, weil er mit ihrem Lebensstil nicht einverstanden war. Der junge Angeklagte gab vor Gericht zu, dass er den Tod seiner Schwester als eine Möglichkeit sah, die vermeintlich verletzte Ehre der Familie wiederherzustellen. Die 23-jährige Schwester hatte wiederholt Handlungen vorgenommen, die der Bruder als ehrenrührig empfand, wie Treffen mit Männern und das nächtliche Ausbleiben zu Hause.

Der Begriff „Ehrenmord“ ist Gegenstand von Diskussionen innerhalb der Gesellschaft. Die Bremer Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm kritisiert den Gebrauch dieses Begriffs, da er die Verantwortung des Täters verschleiert und suggeriert, dass das Verhalten der Frau die Tat ausgelöst hat. Stattdessen plädiert sie für die Verwendung des Begriffs „Femizid“, der die geschlechtsbezogene Motivation der Tat stärker in den Fokus rückt.

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Experten weisen darauf hin, dass der Begriff „Feminizid“ noch präziser die geschlechtsbezogenen und patriarchalen Motive von Tötungen von Frauen betont. Diese Begrifflichkeiten tragen dazu bei, die gesellschaftlichen Strukturen und Machtverhältnisse zu beleuchten, die solche Taten begünstigen.

Die Grenze zwischen Ehrenmord und Femizid liegt in der Sozialisation des Täters und seinem Verständnis von traditionellen Geschlechterrollen. Femizide sind nicht isolierte Einzeltaten, sondern spiegeln gesellschaftliche Normen wider, die Frauen in ihren Handlungsmöglichkeiten einschränken und bei Abweichung Bestrafung vorsehen.

Die strafrechtliche Verfolgung von Femiziden wird kontrovers diskutiert. Während einige eine eigenständige Gesetzesgrundlage fordern, argumentieren andere, dass bestehende Strafgesetze ausreichend seien, um geschlechtsbezogene Hasskriminalität zu ahnden. Eine auf das Geschlecht bezogene menschenverachtende Gesinnung soll bereits bei der Strafzumessung berücksichtigt werden, um angemessen zu bestrafen und frauenfeindliche Einstellungen zu sanktionieren.

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Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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