Die Rollkoffer-Symphonie in Fulda scheint immer lauter zu werden, vor allem an den Wochenenden, wenn die feiernden Jugendlichen ihre Heimreise antreten. Bereits frühmorgens ab 4 Uhr setzen sich die Besitzerinnen und Besitzer der Rollkoffer in Bewegung, um zum Bahnhof oder Parkhaus zu gelangen. Dieser Klangteppich auf den Kopfsteinpflastern der Stadt erinnert an eine durchzechte Nacht und ist für manche Stadtbewohner ein störender Lärm. Vor 50 Jahren war die Idee der rollenden Koffer revolutionär, stieß jedoch auf Anfangsschwierigkeiten bei der Akzeptanz.
Bernard Sadow, Manager eines Koffer-Herstellers, hatte damals die Vision, Rollen unter das Gepäck anzubringen. Doch damals hielten die großen Kaufhäuser die Idee für überflüssig, da es genügend Kofferträger an jedem Bahnhof gab. Die Rollenverweigerung der Herren verhinderte lange Zeit den Durchbruch der praktischen Rollkoffer. Heutzutage sind die rollenden Begleiter jedoch nicht mehr wegzudenken und erfreuen sich großer Beliebtheit bei Reisenden.
Die Lärmbelästigung, die von den Rollkoffern ausgeht, führte sogar dazu, dass ein Akustik-Ingenieurbüro in Berlin die Geräuschentwicklung untersuchte. Besonders Stahlkoffer erzeugen auf Kopfsteinpflastern einen Lärmpegel von bis zu 103 Dezibel. Kopfsteinpflaster ist dabei der natürliche Feind der Rollis, da sie eine ebene, glatte Oberfläche benötigen. In Dubrovnik stellte sich der Lärm der Rollkoffer sogar als so störend heraus, dass Touristen aufgefordert wurden, lieber mit Rucksäcken zu reisen, um den ruhebedürftigen Einheimischen entgegenzukommen.
Trotz der Lärmbelästigung sind die Rollkoffer für Städte wie Fulda ein Zeichen des touristischen Erfolgs. Die steigenden Übernachtungszahlen zeigen, dass die Stadt attraktiv für Besucher ist. Somit wird die Rollkoffer-Symphonie in Fulda wohl auch in Zukunft weiter erklingen und als akustisches Indiz für florierenden Tourismus wahrgenommen werden.