Die Frage, warum wir uns innerhalb der Kirche immer wieder den Heiligen Geist absprechen, wirft ein Licht auf die Diskrepanz zwischen der menschlichen Interpretation und der universellen Wirksamkeit des Geistes Gottes. Die jüngsten Äußerungen des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt vor der Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz deuten darauf hin, dass das Thema aktueller denn je ist. Ipolt kritisiert, dass der Heilige Geist oft nur dann als handelnd angesehen wird, wenn er die eigenen Überzeugungen unterstützt, und in Situationen, in denen abweichende Meinungen oder Arbeitsweisen auftreten, wird sein Wirken geleugnet.
Die Vorstellung, dass der Heilige Geist nur an bestimmten Orten oder Ereignissen wirken könne, wird von Ipolt in Frage gestellt. Er betont die Universalität des Geistes Gottes, der überall dort wirksam ist, wo Menschen sich von der Liebe inspirieren lassen und in seinem Geist handeln. Diese Betrachtungsweise eröffnet einen breiteren Blick auf die Möglichkeiten des göttlichen Wirkens jenseits von festgelegten Strukturen oder Institutionen.
In Vorbereitung auf das Pfingstfest, das den Heiligen Geist als Quelle von Leben, Bewegung, Kommunikation und Einheit feiert, ruft Ipolt dazu auf, gemeinsam um diese Gaben zu bitten und sich nicht gegenseitig ihre Wirksamkeit abzusprechen. Dieser Appell erinnert daran, dass die Wirkung des Heiligen Geistes nicht an dogmatische Grenzen gebunden ist, sondern vielmehr die Kraft der Liebe und Verwandlung in jedem von uns freisetzen kann. Es liegt an jedem Einzelnen, offen zu sein für die Gegenwart Gottes und seine Wirksamkeit inmitten aller Herausforderungen und Vielfalt des gemeinschaftlichen Lebens zu erkennen und anzuerkennen.