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Von Berlin nach Brandenburg: Ein nachhaltiges Essenskonzept für Kitas

Ein neues Küchenprojekt in Sachsen, inspiriert von einem erfolgreichen Programm in Brandenburg, zielt darauf ab, die Qualität des Essens in Kantinen zu verbessern, indem der Bio-Anteil auf 26 Prozent erhöht und regionale, saisonale Produkte eingesetzt werden, was sowohl für die Kitas in Chemnitz als auch für die Essensanbieter von großer Bedeutung ist.

In Sachsen hat sich kürzlich ein neues Küchenprojekt auf den Weg gemacht, das darauf abzielt, die Qualität der Verpflegung in Kindertagesstätten und Schulen deutlich zu verbessern. Dieser Schritt folgt dem Vorbild eines bereits bestehenden Programms in Brandenburg, das von der Initiative „Speiseräume“ unterstützt wird. Durch moderne kulinarische Ansätze und einen verstärkten Fokus auf biologische Zutaten sollen nicht nur die Speisepläne verändert, sondern auch die Essgewohnheiten von Kindern nachhaltiger gestaltet werden.

In der Auftaktveranstaltung in Dresden berichtete Sören Hilschenz vom Studentenwerk Frankfurt/Oder über die bisherigen Erfahrungen im benachbarten Brandenburg. Sein Team hat einen Anstieg des Bio-Anteils in Mensen angestrebt, der momentan bei 13 Prozent liegt und bis auf 26 Prozent erhöht werden soll. Dies erfolgt durch den Ersatz von vorproduzierten Convenience-Produkten durch frisch zubereitete Gerichte. Ein Beispiel dafür sind die gerösteten Süßkartoffeln, die die bisherigen Ruccula-Süßkartoffelschnitte ablösen.

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Einbindung der Eltern und regionale Zusammenarbeit

In Chemnitz zeigt sich ein großes Interesse vonseiten der Eltern, was die Ernährung ihrer Kinder betrifft. Mirjam Spitalsky, Geschäftsführerin des Trägers bik.ev., der mehrere Kitas in der Region betreibt, hebt die Bedeutung dieses Projekts hervor. „Wir freuen uns, dass wir nun auch hier in Chemnitz die Chance haben, an Schulungen und Beratungen teilzunehmen“, erklärte sie. Diese Maßnahmen sollen nicht nur zur Verbesserung der Qualität des Essens beitragen, sondern auch eine stärkere Interaktion zwischen Eltern und Küchenpersonal ermöglichen.

Ein besonderes Augenmerk gilt der regionalen und saisonalen Verfügbarkeit von Zutaten. In einer der Einrichtungen in Chemnitz stehen die Eltern bereits in engem Dialog mit den Köchen. Spitalsky sieht in dem neuen Projekt eine Möglichkeit, Speisepläne anzupassen und die Qualität der Ernährung zu optimieren. Aktuell sind 14 Unternehmen aus dem Catering- und Kantinenbereich in Sachsen in dieses Vorhaben involviert.

Nachhaltigkeit und Herausforderungen in der Küche

Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle in diesem Vorhaben, allerdings bringt es auch Herausforderungen mit sich. Hilschenz teilte mit, dass die Umstellung auf frisch zubereitete Gerichte mehr Arbeitsaufwand erfordert. „Nicht alle Mitarbeiter waren von den Veränderungen begeistert, da zusätzliche Arbeiten, wie das häufigere Schneiden von Gemüse, notwendig sind“, erklärte er. Trotzdem zeigt sich Hilschenz optimistisch. Der Zwang zur Regionalität ist nicht immer einfach zu beheben, insbesondere wenn es um die Beschaffung von lokalem Blumenkohl geht.

Rico Böhme vom Cateringunternehmen Hänchen, das für das Mittagessen in Kitas und Schulen in Mitteldeutschland verantwortlich zeichnet, hat ebenfalls großes Interesse an der regionalen Zusammenarbeit. „Wir möchten stets regionale Produkte anbieten und sehen in diesem Projekt eine Chance, wertvolle Partnerschaften aufzubauen“, so Böhme. Seine Aussage weist jedoch auf eine Schwierigkeit hin: Obwohl das Projekt die finanziellen Rahmenbedingungen der Essensanbieter berücksichtigen möchte, bleibt die Preisgestaltung ein sensibles Thema. Böhme fordert eine stärkere Unterstützung durch den Staat, da die Personalkosten mit 40 Prozent der Hauptkostenfaktor sind.

Im Kern dieses neuen Küchenprojekts in Sachsen steht der Wunsch, die Essgewohnheiten der Kinder zu verändern und eine gesunde, nachhaltige Ernährung zu fördern. Dabei spielt die enge Zusammenarbeit zwischen den Eltern, Küchenpersonal und regionalen Lieferanten eine entscheidende Rolle. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Umsetzung im Alltag gestalten wird und welche Erfolge erzielt werden können.

Hintergrundinformationen zur nachhaltigen Ernährung in Bildungseinrichtungen

Die zunehmend wachsende Bedeutung nachhaltiger Ernährung in Bildungseinrichtungen ist Teil eines größeren Trends, der sich in den letzten Jahren in Deutschland und anderen Ländern etabliert hat. Frühe Initiativen zur Förderung von Bio-Lebensmitteln und lokalen Produkten in Schulen und Kitas haben oft darauf abgezielt, die Gesundheit der Kinder zu verbessern und gleichzeitig die Umwelt zu schützen. Die Idee hinter diesen Programmen ist, dass qualitativ hochwertige, saisonale und regionale Nahrungsmittel nicht nur gesünder sind, sondern auch dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck der Einrichtungen zu reduzieren.

In Brandenburg wurde der Fokus auf Bio-Lebensmittel nicht nur durch den Wunsch nach besserer Ernährung angestoßen, sondern auch im Kontext politischer Initiativen. Die Landesregierung hat verschiedene Programme ins Leben gerufen, um die Verwendung von nachhaltigen Zutaten in öffentlichen Einrichtungen zu fördern, und zahlreiche Fördermittel stehen zur Verfügung. Dies umfasst nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Schulungen und Beratungsdienste für Küchenpersonal, um den Übergang zu nachhaltiger Ernährung zu erleichtern.

Statistik zur Akzeptanz nachhaltiger Ernährung

Aktuelle Umfragen zeigen, dass immer mehr Eltern und Erzieher die Verwendung von Bio-Nahrungsmitteln in Kitas und Schulen unterstützen. Daten einer Erhebung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aus dem Jahr 2022 zeigen, dass 76 % der befragten Eltern eine höhere Bio-Quote im Schulessen befürworten. Darüber hinaus glauben 68 % der Befragten, dass eine nachhaltige Ernährung einen positiven Einfluss auf das Lernverhalten und die Gesundheit ihrer Kinder hat.

Zusätzlich haben Umfragen zum Thema Essgewohnheiten von Kindern gezeigt, dass eine steigende Zahl von Familien begonnen hat, mehr Wert auf regionale Produkte zu legen. Laut einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts Nielsen aus dem Jahr 2023 sind 55 % der Befragten bereit, mehr für Produkte aus der Region zu bezahlen, vorausgesetzt, dies kommt der Qualität und Frische des Essens zugute.

Diese Daten unterstützen die Bemühungen von Einrichtungen wie den Kitas in Chemnitz, ihre Speisepläne durch die Implementierung nachhaltiger Praktiken zu verbessern. Der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Caterern und Bildungseinrichtungen werden als entscheidend für den Erfolg solcher Programme angesehen.

Lebt in Hamburg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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