In Potsdam hat ein junger Mann, Timo, einen eindrucksvollen Weg aus der Spielsucht gefunden. Der 28-Jährige setzte 1500 Euro auf den Sieg von Borussia Dortmund gegen Real Madrid in der Champions League. Bei einem Gewinn hätte er 9000 Euro erhalten; stattdessen verlor Dortmund das Spiel 2:0, was Timo einen Verlust von 1500 Euro einbrachte. Um diesen finanziellen Verlust auszugleichen, plante Timo, erneut 1500 Euro auf ein anderes Spiel zu setzen, was ihm die alarmierende Erkenntnis brachte, dass sein Verhalten auf eine Spielsucht hindeutet, wie maz-online.de berichtete.

Dem Glücksspielatlas 2023 zufolge sind in Deutschland etwa 4,6 Millionen Erwachsene spielsüchtig oder zeigen Symptome. Laut Daniel Zeis von der AWO Potsdam äußert sich Spielsucht in einem Wiederholungszwang und einem Verlust der Kontrolle. Weiterhin kann sie gravierende gesundheitliche Risiken mit sich bringen, einschließlich finanzieller Verschuldung, psychischer Probleme und Suizidgedanken. Der Weg in die Spielsucht unterliegt einem klaren Verlauf, der in drei Phasen gegliedert ist: Gewinnphase, Verlustphase und Verzweiflungsphase.

Der Weg zur Hilfe

Timo hatte mit 18 Jahren begonnen, Sportwetten zu platzieren, nachdem er von einem Kollegen von dessen Gewinnen gehört hatte. Anfangs setzte er lediglich sein Trinkgeld, jedoch stiegen die Einsätze nach einer Trennung von seiner Freundin erheblich an. Insgesamt nahm Timo Kredite in Höhe von 32.000 Euro auf, um weiter spielen zu können. Der Wendepunkt kam, als er den Mut fand, seiner Schwester von seinen finanziellen Problemen zu erzählen und schließlich Hilfe bei der AWO Potsdam suchte.

Die AWO bietet umfassende Therapie- und Beratungsangebote für Spielsüchtige und deren Angehörige an. Obwohl es Wartezeiten von zwei bis drei Monaten für Therapieplätze gibt, hat Timo bereits erste Schritte unternommen: Er löschte seine Wett-Apps und arbeitet mit seiner Therapeutin an Strategien, um mit dem Drang zu spielen umzugehen. Dabei hat er gelernt, Fußball wieder ohne Alkohol und ohne Wetten zu genießen.

Die AWO Potsdam hebt hervor, dass Online-Glücksspiele besonders leicht zugänglich sind und schnell zu finanziellen Problemen führen können. Nutzer können unkompliziert einen Account erstellen und Geld durch Kreditkarten oder Online-Bezahldienste einzahlen. Zudem bergen Online-Glücksspiele ein höheres Suchtpotenzial, bedingt durch ihre Anonymität und die Möglichkeit, sie vor Freunden und Familie zu verbergen. Ab dem 1. Juni 2021 trat in Deutschland ein neuer Glücksspielvertrag in Kraft, der einheitliche Regeln für Glücksspielangebote einführt, um den boomenden Schwarzmarkt zu regulieren, wie awo-potsdam.de berichtet. Experten warnen jedoch vor den steigenden Suchtgefahren, gerade für jüngere Menschen.