Neuruppin setzt auf die umweltfreundliche Nutzung von Thermalwasser, um die Wärmeversorgung der Stadt nachhaltig zu gestalten. Im Rahmen eines innovativen Geothermieprojekts sollen unter der Stadt liegende Wärmevorkommen erschlossen werden. Diese Maßnahme wird von den Stadtwerken Neuruppin in Kooperation mit der Geothermie Neubrandenburg GmbH (GTN) durchgeführt. Bereits seit Jahrzehnten wird in der Therme Neuruppin Thermalwasser zur Gewinnung von Wärme genutzt, was den Standort zu einem erfahrenen Akteur in dieser Technologie macht.

Der Geschäftsführer der Neuruppiner Stadtwerke, Thoralf Uebach, beschreibt die Region als eine „riesige Blase aus heißem Wasser“. Diese Geothermieinitiative beinhaltet zwei ausgedehnte Bohrungen, die zwischen 1.700 und 1.900 Metern tief in den Untergrund reichen. Eine dieser Bohrungen, die am 3. Dezember 2024 begann, pumpt 65 Grad heißes Thermalwasser an die Oberfläche, während die zweite Bohrung das Wasser wieder zurückführt. Schallschutzwände und ein Bohrturm wurden eigens für die Arbeiten errichtet und der Turm bereits abgebaut, was die unmittelbare Umgebung berücksichtigt.

Nachhaltigkeit und Energieeinsparung

Ein wichtiges Ziel des Geothermieprojekts ist die langfristige Stabilität der Wärmepreise und die Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Insgesamt wird eine Einsparung von etwa 30.000 Tonnen CO2 pro Jahr erwartet. Sechs Wärmepumpen sollen amortisiert werden, um das Wasser zusätzlich um 20 Grad zu erhitzen, bevor die Wärme in das bestehende Fernwärmenetz der Stadt eingespeist wird. Insgesamt sollen ab Ende 2026 rund 70 Prozent des Wärmebedarfs in Neuruppin durch Tiefen-Geothermie gedeckt werden, was etwa 20.000 Bürgern zugutekommt.

Die Geothermie-Initiative in Neuruppin ist nicht isoliert, sondern Teil eines größeren Trends in der Region, wo auch in Berlin, Potsdam und Prenzlau ähnliche Geothermieprojekte verfolgt werden. Besonders bemerkenswert ist, dass die unterirdische Struktur unter Neuruppin bereits durch frühere Bohrungen gut bekannt ist, was die Planung erleichtert. Die Arbeiten werden fortlaufend von einem Team aus Bohrtechnikern und Geologen überwacht, um die Effizienz und Sicherheit der Bohrungen zu gewährleisten.

Förderung und Investitionen

Um diese ambitionierten Pläne zu realisieren, hat der Bund Fördermittel in Höhe von 10,2 Millionen Euro bereitgestellt. Die Gesamtinvestitionen für das Projekt belaufen sich auf rund 30 Millionen Euro. Dies unterstreicht das Vertrauen in die Geothermie als eine sichere Energiequelle, deren Nutzung mit einem geringen CO2-Fußabdruck einhergeht. Laut dem Umweltbundesamt hat die Geothermie den niedrigsten CO2-Ausstoß im Bereich der netzgebundenen Wärmeversorgung.

Trotz des Potenzials dieser Technologie gibt es Bedenken hinsichtlich ihrer Sicherheit, insbesondere in Bezug auf das Risiko von Erdbeben. Fachleute betonen jedoch, dass die Geothermie moderne, etablierte Technologien nutzt, die als risikoarm gelten. Der Einsatz bereits vorhandenen Thermalwassers, das nach der Nutzung zurückgeführt wird, minimiert die Risiken. In vergleichbaren Projekten, wie in München, gab es bisher keine Schäden, und umfassende seismische Monitoring-Programme sind etabliert, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Mit diesen Maßnahmen steht Neuruppin nicht nur vor der Aufgabe, die Wärmeversorgung umweltfreundlicher zu gestalten, sondern setzt auch ein Zeichen für andere Städte, wie sie durch Geothermie eine nachhaltige Energiezukunft gestalten können.