Nico Dietrich, der seit 2014 als Intendant das Junge Theater (JT) Göttingen leitet, wird im Sommer 2026 die Leitung des Westfälischen Landestheaters in Castrop-Rauxel übernehmen. Dietrich, der 45 Jahre alt ist und seine Wurzeln in Brandenburg/Havel hat, beschreibt seine Entscheidung, das JT zu verlassen, als schwierig. Er betont, dass er Göttingen viel zu verdanken hat und in seiner Zeit am Theater eine Familie gegründet sowie intensive Erfahrungen gesammelt hat.
Die Leitung des JT war für Dietrich durch zwei große Einschnitte geprägt: den Umzug aus dem Otfried-Müller-Haus und die Corona-Pandemie. Der Umzug in die ehemalige Voigtschule, der im September 2019 erfolgte, zog sich länger als geplant hin und führte zu einem Rückgang der Besucherzahlen. In der neuen Spielstätte stehen weniger Sitzplätze zur Verfügung, was kreative Lösungen erforderte, um die Besucherzahlen zu halten. Trotz der Herausforderungen hat das JT erfolgreich Gastspiele in Northeim organisiert.
Berufliche Weiterentwicklung und Herausforderungen
Die Verzögerung der Sanierung des Otfried-Müller-Hauses hat auch Dietrichs Entscheidung beeinflusst. Der Einzug ins sanierte Haus könnte sich bis Anfang 2028 hinziehen, was bedeutet, dass das JT insgesamt achteinhalb Jahre in der Voigtschule verbringen wird. Dietrich hat den Planungsprozess für die Sanierung vorangetrieben, sieht jedoch seinen Wechsel nach Castrop-Rauxel als notwendigen Schritt zur Weiterentwicklung seiner Karriere.
Unter seiner Leitung wurden Tarifgehälter gezahlt und die Arbeitszeiten reduziert, was die Lebensqualität der Mitarbeiter verbesserte. Zudem hat Dietrich eine Mischung aus finanziell erfolgreichen Produktionen und Uraufführungen etabliert. Trotz eines Rückgangs der Zuschauerzahlen während seiner Amtszeit hat er neue Programme und Kooperationen entwickelt, darunter den Ausbau des Kinder- und Jugendtheaters, das zuletzt 17.500 Besucher aus dieser Gruppe verzeichnete.
Die Nachfolgersuche für Dietrichs Position wird gemeinsam mit dem Aufsichtsrat, den Gesellschaftern und dem Betriebsrat gestaltet. Dietrich hebt die positiven Kontakte im Umland sowie die Wertschätzung für das Theater in der Region hervor und kritisiert die hohen Kosten für Kulturveranstaltungen, die viele Menschen ausschließen. Er bringt als jemand, der aus einer Stahlarbeiterstadt kommt, ein Verständnis für die Menschen im Ruhrgebiet mit.