Ein verletzter Mäusebussard, der zwischen den Jahren in Ahorn entdeckt wurde, machte Schlagzeilen, nachdem er auf Wildkamera-Aufnahmen festgehalten worden war. Jannik Tietjen, der die Stelle mehrmals kontrollierte, bemerkte den Greifvogel regelmäßig auf einem Baumstumpf. Trotz seiner Verletzung suchte der Vogel Deckung in einem Gebüsch, anstatt zu fliehen. Diese außergewöhnlichen Umstände erforderten eine koordinierte Rettungsaktion.
Die Anzeichen für eine Verletzung waren klar: Der Flügel des Mäusebussards war schräg gestellt, was auf eine vorübergehende Flugunfähigkeit hindeutete. Um dem verletzten Tier zu helfen, legte Tietjen Wildfleisch-Reste aus. Jagdpächter Peter Radow vermutete, dass die Verletzung durch ein Windrad in der Nähe verursacht wurde, das nur 200 Meter entfernt stand. Allerdings konnten in der Umgebung keine toten Tiere gefunden werden, da Aasfresser diese schnell beseitigen.
Rettungsaktion und trauriges Ende
Um den Mäusebussard einzufangen, wurde eine sechsköpfige Gruppe mobilisiert, ausgestattet mit einem Netz, einer Decke, einem Kescher und einer Transportbox. Rune Radow gelang es schließlich, den verletzten Vogel zu fangen und in eine abgedunkelte Transportbox zu setzen, um Stress zu vermeiden. Der Mäusebussard wurde daraufhin in die Wildtier- und Artenschutzstation in Sachsenhagen gebracht, wo jährlich rund 3000 Tiere aufgenommen und versorgt werden.
Leider stellte der Tierarzt fest, dass der Flügel des Mäusebussards so schwer verletzt war, dass das Tier eingeschläfert werden musste. Die genaue Ursache der Verletzung konnte nicht abschließend geklärt werden; sie könnte sowohl durch das Windrad als auch durch einen Verkehrsunfall verursacht worden sein. Dr. Florian Brandes, der Stationsleiter, bedauert, dass nicht immer geholfen werden kann und Tiere erlöst werden müssen. Tietjen betont die Verantwortung von Jägern, sich um verletzte Wildtiere zu kümmern, und appelliert an die Öffentlichkeit, verletzte Tiere zu melden.
Kontext der Gefährdung durch Windenergie
Die traurige Geschichte des Mäusebussards ist nicht außergewöhnlich. Eine Progresstudie hat untersucht, wie viele Vögel, einschließlich Mäusebussarde, jährlich an Windenergieanlagen sterben. Die Studie dokumentiert, dass in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg jährlich etwa 7.800 Mäusebussarde mit Windkraftanlagen kollidieren, was 7% des Brutbestandes der Art entspricht. Kritiker der Studie machen auf mögliche Fehleinschätzungen aufmerksam, die tatsächlichen Todeszahlen könnten noch höher sein.
Die Autoren der Studie, die teilweise als Gutachter für die Windenergiewirtschaft tätig sind, relativieren die Verluste, indem sie diese mit historischen Jagdzahlen vergleichen. In vielen Fällen wird die Konsequenz, dass Greifvögel durch ihre Fluggewohnheiten besonders gefährdet sind, nicht ausreichend in den Planungsprozessen berücksichtigt. Der Druck der Windenergiewirtschaft hat auch Auswirkungen auf den Artenschutz, sodass es keine Mindestabstände für Windenergieanlagen gab und weiterhin keine direkt wirksamen Maßnahmen empfohlen wurden.
Diese Thematik wird auch von Umweltschützern kritisch betrachtet, die darauf hinweisen, dass Windenergieanlagen ohne ausreichende ökologischen Überprüfungen gebaut werden. In Regionen wie dem Kammerwald in Nordrhein-Westfalen sind viele geschützte Arten, darunter auch Schwarzstörche und Rotmilane, durch solche Projekte gefährdet. So war die Genehmigung für einen Windpark im Kammerwald aufgrund artenschutzrechtlicher Verstöße zunächst gestoppt worden, nachdem Naturschutzverbände klagten.
Die Problematik rund um Windkraftanlagen und deren Einfluss auf den Wildtierschutz unterstreicht die Notwendigkeit, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen erneuerbaren Energien und dem Erhalt der Artenvielfalt zu finden.