Die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt (BOrG) im Landkreis Märkisch-Oderland verzeichnete im Jahr 2023 einen alarmierenden Anstieg rechter Vorfälle. Mit insgesamt 301 dokumentierten Vorfällen erreichte die Zahl einen neuen Höchststand, verglichen mit 193 Vorfällen im Jahr 2022 und 230 Vorfällen im Jahr 2021. Dies stellt eine Steigerung um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum vorherigen Jahr dar.
Tom Kurz von der BOrG berichtete von einer deutlichen Zunahme bei Vorfallsarten wie Pöbeleien, Bedrohungen und Propaganda. Insbesondere registrierte die Beratungsstelle 134 Vorfälle von „rechter Propaganda“ im vergangenen Jahr, im Vorjahr waren es nur 81. Diese Vorfälle umfassen Aufkleber, Plakate und Flyer mit rassistischem, antisemitischem oder homophobem Inhalt sowie Verharmlosung und Verherrlichung des NS-Regimes.
Im Bereich von Pöbeleien, Bedrohungen und Beleidigungen verzeichnete die BOrG 60 Vorfälle im letzten Jahr, was einem Anstieg um 22 im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Darüber hinaus gab es elf Angriffe, wovon sieben rassistisch motiviert waren, und vier dieser Angriffe richteten sich gegen Minderjährige.
Kurz führt den Anstieg der rechten Vorfälle auf verschiedene Faktoren zurück. Einerseits beobachtet er eine Annäherung zwischen der rechten Szene und Hooligans im Fußballmilieu, was zu einer Zunahme von Gewalt und Bedrohungen führt. Andererseits werden rechte Gruppierungen immer selbstbewusster und zielen vermehrt auf Feindmarkierungen, die zu weiteren rechten Vorfällen führen. Zu den Zielpersonen gehören Personen, die von Rassismus betroffen sind, politische Gegner und queere Menschen.
Die meisten gemeldeten Vorfälle stammen von Einzelpersonen, ergänzt durch Daten aus Polizeimeldungen, Landtags- und Bundestagsanfragen sowie Medienrecherchen. Die Beratungsstelle fungiert als ehrenamtliche Arbeitsgruppe des Jugendprojektes 1260 e.V. Sie dokumentiert rechte Vorfälle und bietet Beratung für potenziell Betroffene von rechter Gewalt und Fachkräfte.