Die deutsch Reichen: Zwischen Klischees und Realität

Die Diskussion darüber, wie rechtsradikal die deutsche Oberschicht ist, flammt erneut auf, nachdem ein Video im Internet auftauchte, in dem junge – offensichtlich gut situierte Menschen – auf Sylt „Ausländer raus“ rufen. Der Kolumnist Thomas Hollmann weigert sich jedoch, an diesem Reichen-Bashing teilzunehmen. Er stellt fest, dass Kinder wohlhabender Eltern aus dem Westen noch größere Feindbilder darstellen als Kinder armer Eltern aus dem Osten. Dies liegt möglicherweise daran, dass Erstere wahrscheinlich Klavierunterricht und ein Austauschjahr in den USA genossen haben. Hollmann war kurz davor empört zu sein über die „Sylter Nazi-Schnösel“, die Champagner trinkend „Deutschland den Deutschen“ singen.

Dennoch erkennt Hollmann, dass diese Problematik nicht nur in den Extremen von Gesellschaftsschichten zu finden ist. Ein Video aus Niedersachsen zeigt Menschen auf einem Schützenfest in Löningen, die ebenfalls „Ausländer raus“ skandieren. Dies verdeutlicht, dass solche Einstellungen nicht nur bei den ‚Assis‘ oder Mitgliedern von Golfclubs anzutreffen sind, sondern auch in der Mitte der Gesellschaft existieren. Die Tatsache, dass die Gesellschaft nun gezwungen ist anzuerkennen, dass solche geschmacklosen Äußerungen auch von ihnen ausgehen, erschwert die Externalisierung von gesellschaftlichen Problemen.

Es ist eine unangenehme Realität, dass der Rechtsextremismus sich nicht nur auf Randgruppen oder die abgehängte Bevölkerung beschränkt, wie es der Bundespräsident betont. Sogar auf Schützenfesten in Dorfgemeinschaften wird nationalistische Rhetorik lautstark kundgetan. In Bezug auf Sylt wird die Frage aufgeworfen, wie die Insel sicherstellen kann, nur noch Touristen mit demokratischen Werten zu empfangen. Möglicherweise könnten alternative Subkulturen wie die Punks dazu beitragen, die Atmosphäre zu verändern und ein Zeichen gegen rechte Tendenzen zu setzen.