Der gebrochene Zeitgeist: Volker Brauns deutsch-deutsche Chronik

Zum 85. Geburtstag von Volker Braun kehren die „Werktage II – Rückkehr in die Vorzeit“ in das Jahr 1990 zurück. Als Schriftsteller, der seit über fünfzig Jahren tätig ist, hat Braun eine vielschichtige Perspektive als politischer Chronist auf dem poetischen Feld. Vor der Wiedervereinigung navigierte er geschickt zwischen der Fähigkeit zu wirken und dem Zurückhaltung üben, danach entwickelte er sich zu einem vehementen Verteidiger einer sozialen Welt, die niemanden zurücklässt.

In seinen „Werktagen“ dokumentiert Braun nicht nur die Entstehung seiner Texte, sondern auch die Hindernisse beim Schreiben und Veröffentlichen, den Umgang mit Zensur sowie persönliche und politische Begegnungen in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Durch die Einbindung von Bildern, Zeitungsausschnitten und Gedichten entsteht ein einzigartiges Arbeitsjournal, das als deutsch-deutsche Chronik und kollektives Gedächtnis fungiert.

Der zweite Teil, „Rückkehr in die Vorzeit“, umfasst den Zeitraum von 1990 bis 2008. Hier werden die Spuren von Vater und Mutter verfolgt, während im unbesetzten Gebiet Schwarzenberg nach den Rohstoffen der Utopie gesucht wird. Das Hörspiel, mit prominenten Sprechern wie Sylvester Groth, Corinna Harfouch und Volker Braun selbst, bietet einen tiefen Einblick in Brauns Schaffen und sein Ringen um eine gerechte und utopische Gesellschaft. Regie führt Ulrich Lampen, die Komposition stammt von Steffen Schleiermacher, und die Produktion erfolgt durch MDR/DLR/rbb im Jahr 2024.