Am vergangenen Wochenende wurde in den Gemeinden des Spreewaldes die traditionsreiche wendische Fastnacht gefeiert. Laut rbb24 dient dieses Fest dazu, den Winter zu vertreiben. Madeline Koalick, die Vorsitzende des Traditionsvereins Werben im Spreewald, erläuterte, dass der Brauch, der unter dem Namen Zapust bekannt ist, das Ende der winterlichen Arbeiten in der Region markiert. Die Feierlichkeiten variieren je nach Gemeinde, wobei Werben eine besonders lange Tradition aufweist: Hier wird die Fastnacht seit 185 Jahren begangen.
Ein beeindruckender Umzug, an dem sowohl unverheiratete Frauen in traditioneller Tracht mit Haube als auch Männer in Anzügen teilnehmen, zieht durch die Gemeinde. Der Zug bewegt sich traditionell zuerst zum Pfarrer, dann zum Bürgermeister, weiter zum Sportverein und schließlich zur Feuerwehr. Begleitet wird der Umzug von zwei Kapellen und es wird laut gesungen; der Lärm soll die frostigen Tage vertreiben, während die bunten Trachten den herannahenden Frühling symbolisieren.
Die Vogelhochzeit als weiteres Highlight
Am 25. Januar feiern die Sorben ein weiteres bedeutendes Winterfest, die Vogelhochzeit. Kinder verkleiden sich an diesem Tag entweder als Vögel oder tragen sorbische Hochzeitstrachten und sammeln Süßigkeiten. In Cottbus stehen die Vorbereitungen für eine besondere, queere Neuinterpretation der Vogelhochzeit an, die von dem Kollektiv Wakuum aufgeführt wird. Diese Neuinterpretation verbindet Tradition mit modernen gesellschaftlichen Entwicklungen.
Die sorbische und wendische Kultur in der Niederlausitz ist reich an Traditionen und Bräuchen, die in der Gemeinde fest verankert sind. Heimat- und Traditionsvereine, Schulen sowie kirchliche Gemeinschaften tragen dazu bei, das kulturelle Erbe zu bewahren. Aufgrund der Vielzahl an Bräuchen – mehr als 30 im Jahreslauf – wird ein vollständiges Bild der sorbischen Kultur gezeichnet, die von der Gemeindeversammlung Woklapnica bis zur Weihnachtszeit reicht, wie dahme-spreewald.de berichtet.
Immaterielles Kulturerbe und kulturelle Vielfalt
Die Bräuche der Sorben sind nicht nur bedeutend für ihre kulturelle Identität, sondern wurden mittlerweile auch im bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Zu den bedeutendsten Festen gehört die sorbische/wendische Fastnacht Zapust sowie weitere Feiern, die sich am bäuerlichen Arbeitskalender orientieren. Diese Traditionen reichen von Osterfeuern bis zu Erntebräuchen, wie dem Hahnrupfen und dem Maibaumaufstellen. Die unterschiedlichen Trachten, die in der Lausitz getragen werden, variieren je nach Ort und sind ein Ausdruck regionaler Identität, wie unesco.de hervorhebt.
Die Vielzahl an literarischen und künstlerischen Ausdrucksformen – von Volksliedern über Theater bis hin zu bildender Kunst – ergänzt das kulturelle Spektrum, das die Lausitzer Sorben ausmacht. Ihre Sprachen, Ober- und Niedersorbisch, gehören zur westslawischen Sprachgruppe und unterstützen die kulturelle Vielfalt in der Region. Neben den traditionellen Veranstaltungen wird auch moderne Musik in sorbischer Sprache produziert, was zur lebendigen und dynamischen Identität der sorbischen Gemeinschaft beiträgt.