Die Stadt Cottbus plant erhebliche Kürzungen in der Jugendsozialarbeit, ein Vorhaben, das bei vielen Akteuren auf heftige Kritik stößt. Die Entscheidung über die betroffenen Angebote soll im März 2025 getroffen werden, wie Markus Niggemann, Leiter des Geschäftsbereiches Finanzmanagement, bekanntgab. Geplant ist eine Kürzung von 20 Prozent, die ab 2026 in Kraft treten soll, um innerhalb der nächsten drei Jahre Einsparungen von 707.000 Euro zu erzielen. Der Grund für diese drastischen Maßnahmen sind die sinkenden Einnahmen der Stadt.

In einer dreitägigen Diskussionsrunde sollen Freie Träger der Jugendarbeit, wie Vereine und soziale Einrichtungen, zur Mitarbeit eingeladen werden, um die benötigten Aktivitäten zu identifizieren. Niggemann betont, dass ohne massive Änderungen der finanziellen Rahmenbedingungen kaum Spielraum für Verzicht auf Einsparungen besteht. Die geplanten Einsparungen sollen in andere Bereiche fließen, die Kindern und Jugendlichen zugutekommen, unter anderem sind Investitionen von 29 Millionen Euro für Sportstätten sowie über 25 Millionen Euro für Schulen vorgesehen.

Kritik an den Einschnitten

Grit Meyer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband in Cottbus äußert scharfe Kritik an den geplanten Streichungen. Ihrer Meinung nach sei der Bedarf an Jugendsozialarbeit bereits nicht gedeckt, und stattdessen müssten die Angebote um 20 Prozent erhöht werden. Meyer warnt, dass der Wegfall präventiver Angebote möglicherweise später zu einem erhöhten Unterstützungsbedarf führen kann. Sie weist darauf hin, dass eingesparte Ausgaben an anderer Stelle häufig erneut anfallen.

Die Herausforderungen der Jugendsozialarbeit werden durch die Folgen der Corona-Pandemie noch verstärkt. Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) hebt hervor, dass die pandemiebedingten Einschränkungen die Angebote der Jugendsozialarbeit stark reduzierten. Dies habe besonders die jungen Menschen in prekären Lebenslagen hart getroffen, indem ihnen ein gemeinschaftlicher Austausch und die notwendige Unterstützung fehlte. Die AGJ fordert daher die Wiederherstellung und den Ausbau sozialer Infrastruktur sowie einen fünfjährigen Zukunftsplan für die Jugendarbeit.

Forderungen nach Veränderungen

Die AGJ mahnt zudem an, dass junge Menschen während der Pandemie nur wenig Gehör fanden und ihre Belange nicht ausreichend im politischen Diskurs berücksichtigt wurden. Die Verbesserungen in der Jugendsozialarbeit sollten von kommunalen Ressourcen begleitet werden, um den Bedürfnissen dieser Altersgruppe gerecht zu werden. Die AGJ fordert auch die Entwicklung digitaler Ansätze in der Jugendhilfe und einen DigitalPakt für die Kinder- und Jugendhilfe. Diese Forderungen sollen dazu beitragen, dass die Bedürfnisse und Perspektiven junger Menschen in zukünftige Entscheidungen einfließen.

Insgesamt zeigt sich, dass die geplanten Kürzungen in der Jugendsozialarbeit in Cottbus auf breite Ablehnung stoßen. Um die Situation für junge Menschen in der Stadt zu verbessern, müssen die politischen Entscheidungsträger den aktuellen Herausforderungen in der Jugendhilfe mit geeigneten Maßnahmen begegnen.

Weitere Informationen zur Förderung der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in Cottbus finden Sie in der offiziellen Richtlinie zur Förderung der Jugendarbeit. Für nähere Informationen zu den Herausforderungen und Forderungen in der Jugendsozialarbeit können Sie das Positionspapier der AGJ konsultieren.

Aktuelle Entwicklungen zu diesem Thema berichten auch rbb24.