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Apothekensterben in Eberswalde: Ein Alarmsignal für die Region

Immer mehr Apotheken in ländlichen Gebieten und Kleinstädten, wie in Eberswalde, schließen aufgrund von Nachwuchsmangel, hohen Betriebskosten und steigender Online-Konkurrenz, was die medizinische Versorgung vor Ort gefährdet und landesweit einen besorgniserregenden Trend darstellt.

Die Schließung von Apotheken: Eine Herausforderung für ländliche Gemeinden

In den letzten Jahren hat der Rückgang an Apotheken in ländlichen Gebieten eine besorgniserregende Dimension angenommen. Besonders in Orten wie Eberswalde sind immer mehr Apotheken geschlossen worden, was die lokale Gemeinschaft stark trifft. Der Rückgang ist nicht nur eine wirtschaftliche Frage, sondern hat auch Auswirkungen auf die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung.

Alarmierende Zahlen aus Brandenburg

In Eberswalde, einer Stadt im Landkreis Barnim, wurde die Westend-Apotheke in der Nähe des Bahnhofs Ende Juli 2024 geschlossen. Dies ist jedoch kein Einzelfall: In den letzten Jahren wurden fast die Hälfte der Apotheken in Eberswalde aufgegeben. Laut Angaben der Landesapothekerkammer haben in ganz Brandenburg im Zeitraum zwischen 2013 und 2023 insgesamt 36 Apotheken geschlossen, wobei allein im letzten Jahr 11 Schließungen stattfanden. Bundesweit sind sogar etwa 3.000 Apotheken betroffen.

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Die Rolle von Nachwuchsmangel und Betriebskosten

Ein zentraler Grund für diese Entwicklung sind die hohen Betriebskosten, die um 50 bis 60 Prozent gestiegen sind, während die Vergütung für Arzneimittel seit 2013 unverändert blieb. Apotheker Lars Koeppe, der die Westend-Apotheke führte, erklärte, dass die geringen Margen es ihm unmöglich machten, qualifiziertes Personal zu halten. „Die Marge für Gehälter, Miete und andere Kosten wird immer geringer“, so Koeppe. Mitarbeitermangel ist ein weiteres großes Problem, das viele Apotheken betrifft.

Online-Konkurrenz durch das E-Rezept

Zusätzlich verschärft die Einführung des Elektronischen Rezepts den Druck auf die traditionellen Apotheken. Patienten können jetzt ihre Rezepte bequem online einlösen, was dazu führt, dass sie seltener die lokale Apotheke aufsuchen. Koeppe schilderte dies als erhebliche Herausforderung: „Der Wettbewerb mit Online-Anbietern ist in den letzten Monaten intensiver geworden. Viele Menschen verzichten auf den Weg zur Apotheke, wenn sie ihre Medikamente online bestellen können.“

Ein kaltes Gefühl der Unsicherheit in der Community

Die Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung sind für die lokale Bevölkerung spürbar. Allgemeinmedizinerin Yvonne Dashti aus Eberswalde betont, dass das Apothekensterben ernsthafte Konsequenzen hat, insbesondere im Notdienst. „Wenn die einzige geöffnete Apotheke in der Nachbarstadt ist, haben nicht alle Patienten die Möglichkeit, dorthin zu fahren“, sagte sie. Dies kann besonders in dringenden Fällen problematisch sein.

Politische Reaktionen und skeptische Apotheker

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte ein Apotheken-Reformgesetz an, das mehr finanzielle Unterstützung für ländliche Apotheken vorsieht. Doch Koeppe äußerte Skepsis: „Ich habe wenig Vertrauen in die Versprechungen der Politik. Bisher wurden viele Maßnahmen angekündigt, doch die Realität bleibt unverändert.“ Diese Enttäuschung ist ein weit verbreitetes Gefühl unter den Apothekern in ländlichen Regionen.

Fazit: Die Zukunft der Apotheken auf dem Land

Die Schließungen der Apotheken in Orten wie Eberswalde verweist auf einen bedeutenden Trend – die Herausforderungen, denen sich ländliche Gemeinden gegenübersehen, könnten die Gesundheitsversorgung nachhaltig beeinträchtigen. Es bleibt abzuwarten, ob politische Maßnahmen tatsächlich eine Wende bringen können oder ob das Apothekensterben in der aktuellen Form weitergeht.

Lebt in Hamburg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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