Ort | Würzburg |
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Im Herzen von Würzburg hat am Sonntag, dem 10. November 2024, die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begonnen, und der Auftakt hätte nicht dramatischer sein können. Bischöfin Kirsten Fehrs, die amtierende Ratsvorsitzende, sprach mit eindringlichen Worten über die komplexen Herausforderungen, denen sich Kirche und Gesellschaft gegenübersehen. „In unserer Welt ist vieles ins Wanken geraten – und bei vielen Menschen wachsen Unsicherheit und Ängste“, erklärte Fehrs. Diese Worte sind ein klarer Appell an die, die in der Kirche Verantwortung tragen, den Sorgen der Menschen intensiv Gehör zu schenken.
Die Bischöfin forderte, dass die Kirche als Anlaufstelle für Zuversicht fungieren müsse. „Unsere soziale und geistliche Arbeit setzt dort an, wo Menschen uns brauchen, wo Worte und Rituale Ängste binden und der Hoffnung aufhelfen“, betonte sie. Fehrs knüpfte auch an die aktuellen politischen Turbulenzen an, die Deutschland nach dem abrupten Ende der Regierungskoalition und den jüngsten Wahlen in den USA in Atem halten. „Themen wie soziale Gerechtigkeit, Migrationspolitik, Klimaschutz und wirtschaftliche Stabilität verlangen politischen Dialog und Vertrauen“, wie sie erklärte. Laut Presseportal.de hat die Bischöfin die Bedeutung stabiler Institutionen in einer Demokratie hervorgehoben, die nur durch Vertrauen und zivilen Streit gedeihen kann.
Ein Aufruf zur Solidarität
In ihrer packenden Rede richtete Fehrs zudem ein eindringliches Wort gegen den wachsenden Antisemitismus in Deutschland. „In unserem Land haben Jüdinnen und Juden Angst, öffentlich ihren Glauben zu leben“, warnte sie und verwies auf die schockierenden Angriffe auf israelische Fußballfans in Amsterdam. „Jetzt geht es darum, emotional beteiligt zu sein und bekräftigen: Nie wieder ist jetzt!“, rief sie allen Anwesenden ins Gewissen. Die Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft ist unerlässlich, um ein freies und sicheres Leben zu gewährleisten.
Die Bischöfin hob auch die Verantwortung der Kirche für geflüchtete Menschen hervor, insbesondere angesichts des Schwerpunktthemas „Flucht, Migration und Menschenrechte“ der Synode. Sie deutete an, dass die Evangelische Kirche am Kirchenasyl festhält, auch wenn neue politische Strömungen versuchen, diese Haltung in Frage zu stellen. „Es geht um Menschen, nicht um Zahlen“, betonte sie und dankte all denjenigen, die sich in den Gemeinden für Geflüchtete einsetzen, sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich.
Ein Blick nach vorne
Eines der zentralen Themen in Fehrs‘ Ansprache war zudem die Notwendigkeit, die Evangelische Kirche nachhaltig zu reformieren. „Das Thema sexualisierte Gewalt ist und bleibt eine große Herausforderung“, räumte sie ein. Die Ergebnisse einer unabhängigen Studie, die im Januar veröffentlicht wurde, haben bereits einen Ruck durch die evangelischen Kreise ausgelöst. Fehrs betonte die Dringlichkeit eines umfassenden Transformationsprozesses, der die Zentrale der Kirche betreffen muss. „Schutzkonzepte müssen nicht nur auf dem Papier stehen, sondern im Herzen der Menschen verankert sein“, rief sie eindringlich.
Zudem sprach die Bischöfin die alarmierende Zahl der Kirchenaustritte an und unterstrich, dass die Landeskirchen in einem produktiven Wandlungsprozess stehen, der mutiges Handeln verlangt, das jedoch die Kirche nicht einfach in der bisherigen Form fortsetzt. „Es geht um ein mutiges Weitermachen, jedoch nicht weiter wie bisher“, wie sie es formulierte. Der mündliche Bericht von Kirsten Fehrs ist auf der EKD-Website abrufbar, und die Synode wird live im Internet übertragen.
In einer Zeit von Unsicherheiten und gesellschaftlichen Herausforderungen ist die Botschaft von Bischöfin Fehrs klar und unmissverständlich: Die Kirche muss eine verlässliche Anlaufstelle für Zuversicht und Mitmenschlichkeit sein. Sie fordert alle auf, sich gemeinsam den Herausforderungen der Zeit zu stellen und dafür zu sorgen, dass Vertrauen und Solidarität im Zentrum unseres Handelns stehen, als essenzielle Werte für eine harmonische Gesellschaft.
Die Synode, die noch bis zum 13. November tagt, stellt nicht nur einen bedeutenden Moment für die evangelische Kirche dar, sondern auch einen Akt der Verantwortung für die gesamte Gesellschaft. Was wird die Kirche tun, um die Menschen nicht nur in ihrer Spiritualität, sondern auch in ihrem Alltag zu unterstützen? Die kommenden Tage werden zeigen, welche Schritte als nächstes unternommen werden.