René Benko, der Gründer der Signa-Gruppe und prominente Immobilieninvestor, wurde am Donnerstag in Innsbruck festgenommen. Das Landesgericht für Strafsachen Wien hat auf Antrag der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) entschieden, dass Benko in Untersuchungshaft kommt. Der Haftbefehl beruht auf dem dringenden Verdacht, dass Benko Vermögenswerte im Rahmen seines persönlichen Insolvenzverfahrens verheimlicht hat. Hierbei geht es unter anderem um Geld aus einer Familienstiftung sowie um teure Uhren und Waffen. In seiner ersten Stellungnahme machte Benko vor Gericht keine Angaben zu den Vorwürfen.
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt gegen Benko nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland und Italien. Die Vorwürfe beinhalten mutmaßlichen Betrug, Untreue und Bankrott. Sein Anwalt bestreitet die Anschuldigungen vehement. Laut den Ermittlern könnte Benko Signa-Investoren durch ein sogenanntes Geldkarussell in die Irre geführt haben. Dabei hätte er Investoren mit dem Hinweis auf sein eigenes finanzielles Engagement zu Zahlungen verleitet, wobei die Beträge zum Teil als Benkos eigenen Beitrag zur Kapitalerhöhung ausgegeben wurden.
Die Insolvenz und ihre Folgen
Die Lage von Signa ist mittlerweile angespannt. Das Unternehmen musste Ende 2023 Insolvenz anmelden, was auf eine Kombination aus hohen Baukosten, steigenden Kredit- und Energiepreisen sowie hausgemachten Problemen zurückzuführen ist. Die Gesamtschulden von Benko belaufen sich auf etwa 2,4 Milliarden Euro. Allerdings hat das Insolvenzgericht bislang nur 47 Millionen Euro anerkannt. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Insolvenzen in Österreich stark angestiegen, eine Entwicklung, die durch die Wirtschaftslage nach der COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Rezession verschärft wurde. Cornelia Wesenauer, Mitglied der Geschäftsleitung des Alpenländischen Kreditorenverbands, weist darauf hin, dass die Branche unter enormem Druck steht.
Insbesondere die Immobilienwirtschaft leidet unter den hohen Zinsen und strengen Kreditvergabekriterien. Dies hat dazu geführt, dass viele Unternehmen, die in der Vergangenheit Gewinne vor der Realisierung neuer Projekte investiert haben, in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Benkos Fall spiegelt diesen Trend wider und ist ein Beispiel für die Risiken, die mit externer Kreditfinanzierung und der Abhängigkeit von einer stabilen Wirtschaftslage verbunden sind.
Ein komplexes Firmenkonstrukt
Der Signa-Gründer war einst ein anerkannter Milliardär mit einem beeindruckenden Immobilienportfolio, das unter anderem die Kaufhausgruppen KaDeWe und Galeria sowie den Elbtower in Hamburg umfasste. Seine Firmenstrukturen waren jedoch anfällig für die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen. Laut Berichten wird auch untersucht, wie eine italienische Villa der Signa-Gruppe ohne ausreichende Bezahlung an eine Familienstiftung im Umfeld von Benko verschoben wurde.
Benko befindet sich nun in Untersuchungshaft, wobei spätestens am 7. Februar über die Fortsetzung dieser Entscheidung zu gelangen ist. Die laufenden Ermittlungen und die drohenden Konsequenzen zeigen, wie schnell sich das Bild eines erfolgreichen Unternehmers wandeln kann, wenn unternehmerische Entscheidungen und die damit verbundenen Risiken außer Kontrolle geraten.