Am 5. Februar 2025 kündigte die Gewerkschaft Verdi einen umfassenden Warnstreik für die Beschäftigten der Deutschen Post AG an. Betroffen sind vier Standorte in Berlin: Tempelhof, Britz, Mariendorf und Mitte. Dieser Schritt soll den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, da die zweite Verhandlungsrunde ohne signifikante Fortschritte und greifbare Ergebnisse verlief. Auch am Dienstag wurden bundesweit Briefzentren bestreikt, darunter Berlin-Tempelhof, Stahnsdorf, Schönefeld und Hennigsdorf. Die Gewerkschaft fordert für rund 170.000 Tarifbeschäftigte, Auszubildende und Dual-Studierende der Post AG eine Entgelterhöhung von sieben Prozent sowie drei zusätzliche Urlaubstage und einen weiteren Urlaubstag für die Mitglieder von Verdi.

Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 12. und 13. Februar angesetzt. Die Notwendigkeit für Lohnerhöhungen wird von Verdi-Vertreterin Andrea Kocsis unterstrichen, insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Lebenshaltungskosten und des hohen Krankenstandes. Verdi befragte vor den Tarifverhandlungen 45.000 Mitglieder, die eine deutliche Lohnerhöhung und zusätzliche Urlaubstage fordern.

Hintergrund der Tarifverhandlungen

Die aktuellen Tarifverhandlungen, die am 8. Januar 2025 begonnen haben, stehen vor der Herausforderung, dass viele Post-Beschäftigte weniger verdienen als der Durchschnitt in Deutschland. Die Deutsche Post sieht sich jedoch mit steigenden Kosten durch hohe Investitionen konfrontiert, während die Briefmengen sinken. Diese Situation wird zudem durch die Begrenzungen der Preiserhöhungen durch die Bundesnetzagentur kompliziert, die nur eine geringe Anpassung des Standardbriefpreises von 85 Cent auf 95 Cent erlaubt.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spielen eine entscheidende Rolle. Ökonom Marcel Fratzscher äußerte sich kritisch zu den hohen Lohnforderungen, die in Anbetracht angespannter öffentlicher Haushalte und einer stagnierenden Wirtschaft als problematisch gelten. Verdi hingegen unterstreicht die körperlichen Belastungen der Arbeitskräfte durch schwere Pakete und widrige Wetterbedingungen, die zusätzliche Urlaubstage erforderten.

Reform des Postgesetzes

Ein weiterer Aspekt, der die Diskussion um die Arbeitsbedingungen der Post-Beschäftigten beeinflusst, ist die Reform des Postgesetzes. Diese wurde zwar beschlossen, jedoch blieb ein wichtiger Punkt offen: Die Einführung einer 20-Kilo-Grenze für die Ein-Personen-Zustellung wurde verpasst. Aktuell müssen Pakete über 20 Kilogramm von zwei Personen zugestellt werden, es sei denn, geeignete technische Hilfsmittel sind vorhanden. Viele Zusteller klagen über einen Mangel an solchen Hilfsmitteln, was als zusätzliche Belastung wahrgenommen wird.

Die Änderungen am Postgesetz sollen die Regelungen zur Zustellung von schweren Paketen überarbeiten und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Paketbranche unterstützen. Die Grundsatzpflicht zur Zustellung schwerer Pakete durch zwei Personen bleibt bestehen, jedoch wird das Maximalgewicht in der Einzelzustellung von 31,5 Kilogramm auf 23 Kilogramm herabgesetzt. Diese Regelung bietet zwar Entlastung, entspricht jedoch nicht der von Verdi geforderten 20-Kilo-Grenze.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die anhaltenden Tarifverhandlungen und der bevorstehende Warnstreik die ohnehin angespannten Arbeitsverhältnisse bei der Deutschen Post AG weiter belasten werden. Der Druck auf die Arbeitgeber wird zunehmend steigen, während die Gewerkschaft Verdi weiterhin auf dem Standpunkt beharrt, dass angemessene Löhne und bessere Arbeitsbedingungen notwendig sind.

Für weitere Informationen können die Artikel von rbb24, Verdi und Tagesschau konsultiert werden.