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Von Sprengung zur Versöhnung: Die bewegte Geschichte der Versöhnungskirche in Berlin

Die verlorene Versöhnungskirche Berlin-Mitte

In den 1980er Jahren gab es in der DDR zahlreiche Kirchen, die auf staatlichen Druck hin abgerissen wurden. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Paulinerkirche in Leipzig, die im Jahr 1968 gesprengt wurde. Doch nicht nur in Leipzig, sondern auch in Berlin gab es Verluste zu verzeichnen. Die Versöhnungskirche in Berlin-Mitte wurde im Jahr 1985 auf Veranlassung der DDR-Regierung gesprengt.

Die Versöhnungskirche war eine evangelische Kirche, die in der Bernauer Straße 4 in Berlin-Mitte stand. Sie wurde ab 1892 nach Plänen von Gotthilf Ludwig Möckel erbaut und am 28. August 1894 geweiht. Das Kirchengebäude im neugotischen Stil bestand aus rotem Backstein und hatte ein achteckiges Kirchenschiff mit einem stützpfeilerfreien Gewölbe. Der 75 Meter hohe Kirchturm hatte eine quadratische Grundfläche und diente später sogar als Wachturm mit MG-Geschützstand für die DDR-Grenztruppen.

Die Versöhnungskirche befand sich genau an der Grenze zwischen dem Sowjetischen Sektor und dem Französischen Sektor Berlins. Nach dem Mauerbau im Jahr 1961 wurden die Mitgliederzahl der Gemeinde drastisch reduziert. Das Hauptportal der Kirchenmauer wurde zugemauert und die Kirche stand nunmehr im sogenannten „Todesstreifen“ der DDR-Grenzsicherungsanlagen und wurde geschlossen.

Das Ende der Versöhnungskirche kam im Jahr 1985, als das Kirchengebäude und sechs Tage später auch der Kirchturm gesprengt wurden. Der Sprengungsbefehl trug die Unterschrift des Staatssekretärs für Kirchenfragen der DDR, Klaus Gysi. Die DDR-Regierung verfolgte mit der Sprengung einen Grenzsicherungs-Allmachts-Anspruch.

Jedoch wurden nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 Schritte unternommen, um das Erbe der Versöhnungskirche zu bewahren. Die Versöhnungsgemeinde erhielt das Grundstück zurück und ließ auf den Fundamenten der abgerissenen Kirche die „Kapelle der Versöhnung“ errichten. Diese Kapelle ist Teil der „Gedenkstätte Berliner Mauer“ und wird jährlich von rund 700.000 Besuchern aus aller Welt besichtigt. Das zugehörige Dokumentationszentrum befindet sich im Gemeindehaus, das bereits 1965 gebaut wurde.

Die Christusfigur der Versöhnungskirche fand ihr neues Zuhause vor der Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg. Die Turmuhr und ein Stück des historischen Altars wurden ebenfalls erhalten und befinden sich heute in der „Kapelle der Versöhnung“. Die Glocken der gesprengten Kirche sind in einem Gerüst nahe der Kapelle zu sehen.

Die Geschichte der Versöhnungskirche ist ein wichtiges Zeugnis der Teilung Deutschlands und des Leids, das von der DDR-Grenzsicherung verursacht wurde. Die Kapelle der Versöhnung und die Gedenkstätte Berliner Mauer dienen heute der Erinnerung und dem Gedenken an die Opfer der Berliner Mauer.

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