Die Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft Verdi und den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) stehen vor einer entscheidenden Weichenstellung. Am Donnerstag soll darüber entschieden werden, wie die Gehaltsofferten der BVG bewertet werden. Das Unternehmen hatte in der letzten Verhandlungsrunde ein neues Lohnangebot unterbreitet, das von Verdi jedoch als unzureichend eingestuft wird. Verdi plant, aus Gesprächen mit den Beschäftigten weitere Schritte abzuleiten, wobei auch erneute Streiks nicht ausgeschlossen sind.

Bereits Ende Januar kam es aufgrund des festgefahrenen Verhandlungsstandes zu einem Warnstreik, der den öffentlichen Nahverkehr in Berlin erheblich beeinträchtigte. Busse, U- und Straßenbahnen waren betroffen, während die S-Bahn planmäßig verkehrte. Ein Verdi-Sprecher betonte, dass die aktuellen Löhne für einige Zulagen seit 20 Jahren nicht angehoben wurden und auch ein 13. Monatsgehalt als Weihnachtsgeld im Angebot fehle.

Details zum Lohnangebot der BVG

Das neue Lohnangebot der BVG sieht eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 6,9 Prozent zum 1. Januar 2025 vor, wobei für Fahrerinnen und Fahrer sogar bis zu 8,5 Prozent mehr möglich sind. Die Erhöhung betrifft unterschiedliche Entgeltgruppen: Für die Entgeltgruppen 1 bis 7, die Löhne von über 2.100 bis fast 3.500 Euro brutto erhalten, ist eine Erhöhung von rund sieben Prozent vorgesehen. Für die Gruppen 8 bis 10, wo die Gehälter bis zu knapp 4.300 Euro brutto liegen, sollen die Löhne um 4,5 Prozent steigen. Höhere Gehaltsgruppen sollen lediglich um 2,5 Prozent profitieren.
In den darauffolgenden drei Jahren sind jährliche Erhöhungen von jeweils 2,5 Prozent für alle Gruppen angedacht.

Die BVG sieht in ihrem Angebot eine Laufzeit bis Ende 2028 vor. Dies könnte für die Verhandlungspartner der Gewerkschaft Verdi problematisch werden, da diese eine Laufzeit von lediglich zwölf Monaten angestrebt hatten. Ein Verdi-Sprecher äußerte sich kritisch über die Offerte: „Das Angebot liegt deutlich unter unseren Forderungen, insbesondere in den unteren Gehaltsgruppen,“ so Jeremy Arndt. Verdi plant, sich in der kommenden Woche mit den BVG-Beschäftigten auszutauschen, um das Angebot zu bewerten. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 11. Februar 2025 angesetzt.

Hintergrund und Ausblick auf die Verhandlungen

Die Tarifverhandlungen sind seit Wochen festgefahren, und der Warnstreik hat deutlich gemacht, dass die Geduld der Beschäftigten am Ende ist. Verdi hat auch die anhaltenden Probleme im öffentlichen Dienst im Blick, wo eine Umfrage unter Beschäftigten hohe Belastungen und den Wunsch nach mehr Gehalt und flexibler Arbeitszeitgestaltung ergab. Auch in den TVöD-Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst, die Anfang 2025 beginnen, wird versucht, Lösungsansätze gegen Personalmangel und Überlastung zu finden.

Die Gewerkschaften planen, im Herbst 2024 ihre Forderungen für die anstehenden Tarifverhandlungen vorzustellen, während der aktuelle TVöD am 31. Dezember 2024 endet. Die kommende zweite Verhandlungsrunde in Potsdam wird mit Spannung erwartet. Der Druck auf die BVG und andere Arbeitgeber wächst, da die Beschäftigten eine Verbesserung ihrer Gehaltssituation fordern.