Dora Richter war eine bedeutende Pionierin, die als erste trans* Person eine Geschlechtsangleichung durchlief. Ihre medizinische Reise wurde zwischen 1923 und 1931 in Berlin dokumentiert. Die Chirurgie damals machte große Fortschritte, und Dora passte ihren Körper sukzessive an ihre inneren Empfindungen an. Obwohl ihr medizinischer Verlauf gut bekannt ist, gibt es nur wenige Aufzeichnungen über ihre Persönlichkeit und Vorlieben. Sie war eng mit dem Gründer des Instituts für Sexualwissenschaft, Magnus Hirschfeld, verbunden und arbeitete während der Weimarer Republik im Haushalt des Instituts.
Nach der Machtergreifung durch die Nazis wurde das Institut geplündert, und Dora geriet ebenfalls in Verfolgung. Ein interessanter Aspekt ihres Lebens kam im Jahr 1946 ans Licht, als sie den deutschen Überfall auf Polen und den Beginn des Zweiten Weltkriegs erlebte. Sie wurde im Januar desselben Jahres offiziell als Dora Richter in ihrem Heimatort Seifen, auf der böhmischen Seite des Erzgebirges, registriert. Jahre später, nach dem Krieg, sorgte sie selbst dafür, dass der Taufeintrag korrigiert wurde, um ihre Identität als Frau zu bekräftigen.
Dora Richter ging in den dreißiger Jahren nach Böhmen in ihren Heimatort Seifen zurück. Clara Hartmann, die maßgeblich zur Rekonstruktion von Doras Lebensereignissen beitrug, entdeckte, dass Dora bis zu ihrem Lebensende in Allersberg, südlich von Nürnberg, verbrachte. Dort verstarb sie im April 1966 als Rentnerin in einem Spital. Ihr Grab wurde 1998 aufgelöst, und viele Details ihres Leben wurden in Datenbanken und Archiven aufbewahrt, die zusammen ein umfassenderes Bild ihres bemerkenswerten Lebens zeichnen.